Menschen reden mit Worten und bleiben unverständlich. Tiere kommunizieren mit Emotionen unmissverständlich. Wesenhafte Kreaturen, lange vor uns hier auf diesem Planeten. Authentisch, sie überbrücken uns die Kluft in schönere Ebenen. Je einsamer Du wirst, weil keiner mehr Deine Sprache spricht, desto deutlicher wird Dir bewusst die Anteilnahme in eines Tieres Gesicht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Tiere
NATURTRIEB

Das Tier stand und mit stetem Blick beobachtete den Menschen im Wald, sah kommentarlos seine Ungeschick, registrierte still, wie er dann bald sein Vorhaben erreichte mit seiner Technik. Ich habe klug mit Geschick und Elan diesen Wald ins Geld verwandelt, dachte der Mensch. Das Tier nebenan dachte, wer so dumm und krass handelt, hat keinen Platz in der Natur Zukunftsplan. Der Mensch ging und das Tier blieb, wie zwischen Herz und Kopf eine Kluft, aus der sich heraus jeder Dichter je schrieb, und die Frage hing weiter in der Luft: Wie zeigt sich der wirkliche Naturtrieb? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GEFANGENE UNSERER GEDANKEN
Kam schonmal zu Dir der Gedanke, daß unsere Gedanken uns manchmal beobachten, ähnlich wie wir im Zoo die Tiere beobachten in ihren Käfigen? Eben dieser Gedanke gesellte sich heute zu meinen Gedanken und fing an, mich zu beobachten. Ähnlich wie wir im Zoo Tiere beobachten in ihren Käfigen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
TIERAUGEN IM ZOO
Das war heute ein schöner Nachmittag,
was für mich sicherlich daran lag,
daß der Mai seine sanfte Sonne freigab.
Großherzig umspülte mich Euer Lachen,
brachte mich nach der Arbeit zum Erwachen;
müde, weil lange Heimflüge platt machen.
Ausflug in den Zoo, trotz Sonne und Eurer Wärme
für mich immer Hart – und nicht wegen der Lärme.
Menschen, nicht Tiere, bilden die Schwärme.
Bewegungsdrang bei uns freigesetzt,
bei ihnen gebannt aber niemals ausgesetzt;
gerettet, unverletzt, gefangen im Hier und Jetzt.
Da sind sie wieder, meine Gedanken,
hin und her zwischen Lob und Kritik schwanken,
während sie mit meinen Empfindungen zanken.
Da ist es wieder, mein Grundempfinden:
in lebendige Augen schauen, um zu finden
nichts, womit mein Zwiespalt zu überwinden.
Augenblicke, die haften und bleiben,
in mir wortlos ihre Botschaft weiter schreiben,
wie Tiere im Gehege ruhelos herum treiben.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

VOM AUSSTERBEN BEDROHT
Vom Aussterben bedroht, merken sie es selbst überhaupt? Das Sterben, habe ich gehört, tut an sich nicht weh. Ist schmerzlos auch das Aussterben? Wenn Du es nicht merkst. Du merkst nur, daß keiner mehr Deine Sprache spricht. Du bist allein mit Deinen Gedanken und mit Deinem Gedicht. Das letzt gebliebene Gesicht Deiner Geschichte. Es gibt keine, mit denen Du reden kannst. Dennoch, oder deshalb, tönt umso lauter Deine innere Stimme in Dir. Dein innerer Stumme in Dir. Viele sind gekommen und gegangen - Viele Arten, viele Orte, viele Wörter, viele Gruppen und viele stille Augen. Nur die Natur, verschwiegen, bleibt. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

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https://www.wwf.de/themen-projekte/biodiversitaet/rote-liste-gefaehrdeter-arten
ERDVERBUNDEN
Ein Mensch,
der mit der Erde verbunden ist,
ist überall auf der Erde
Zuhause.
Das da oben ist keine Sonne
Das ist ein lachender Kraftspender –
Das Nasse, das von oben kommt,
das ist kein Regen, das ist Segen,
denn es reinigt alles und es stillt
den Durst seiner geliebten Erde.
Die bewegte Luft ist der erregte Duft
des Atems aus der Erde breiter Brust –
Die Bäume sind seine Wurzeln,
bohren immer tiefer in den Himmel,
schöpfen aus der Unendlichkeit
des Grales Unsterblichkeitelixier.
Er liebt nicht nur den Mitmensch
und die Natur als Wohnung,
sondern liebt vor allem die Tiere,
schönste Geschenke des Wesenhaften.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE ANDEREN ERDWANDERER
Einst hatte ich Angst vor Tieren
und vertraute Menschen;
Jetzt habe ich Angst vor Menschen
und vertraue Tieren.
Wir sind nicht allein –
Lange bevor wir kamen
Lange nach dem wir wieder verschwinden
waren sie da, werden sie da sein…
Augen größer als Schweigen
Erinnerungen tiefer als Menschengedächtnis;
Wir wollen Tiere erziehen,
sie, unsere feinsten Lehrer.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
RÜCKEROBERUNG DER FREUDE
Himmel blau
Straßen ohne Stau
Affe, Ziege, Delphin, Sau
stellen sich wieder zur Schau
mitten im Menschenbau
inmitten der ehemaligen Natur
Tier-Erinnerung an Blumenflur
dreht zurück die innere Uhr.
Möge auch ich, die menschliche Kreatur
entdecke wieder neu die Urfreude pur.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
STELL DIR VOR
Stell dir vor
du stellst dir vor
Was stellst du dir dabei vor?
Ein grünes blau?
damit wenn ich nach oben schau
Bäume blühen in Wiesen im Tau
kraft deiner Vorstellungskraft
Neue Welt, von dir mir geschafft
und geschenkt –
Und was stellst Du Dir dabei vor?
Tiere mit mehr Menschlichkeit
als Menschen? Sie schreiten
durch die Reihen streitender Menschen
Laden zum Besteigen ein und reiten
durch die blauen grünen Wiesen
bis weit in die fernen Empfindungen hinaus
wo wir von ihnen lernen
in Frieden mit allen und mit einander
zu leben.
Du liegst in mitten der grünen Lächeln
auf den blauen Feldern…
Kannst Du Dir das vorstellen?
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
LEERE HÄUSER
Ich bin im Wald
Stundenlang gelaufen
Habe kein großes Tier gesehen
Ich weilte lang
Auf Meer und Fluß
Habe kaum Fische gesehen
Ich habe gelesen
Es gab mal Wesen
Menschen haben sie hellgesehen
Bin ich blind geworden
Oder die Häuser leer?
Denn ich kann… nichts mehr sehen.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

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