HANAU: MORD REINIGT KEIN LAND

Mord reinigt kein Land
Er beschmutzt es
Ohne Herz kann Hand
Nur Hässliches

Mord einigt kein Land
Er spaltet es
Ohne Empfindung hat Verstand
Nur Totes, Kaltes.

Hanau, wir sind echt, kein Trend.
Reiche mir Deine Hand
Wie ihr Lachen an dem Abend
Bevor es verschwand.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MINORITÄTEN

Jede Gesellschaft hat einen Saum,
einen Rand an seinem Außenraum,
weder Abschaum noch nur Schaum;
ein festes Glied, aber klein. Ein Daumen.

Ein Schweigen mit feinem Gaumen.
Alles sehend, alles riechend, alles hörend
Alles meidend, und ergänzend, und störend
Von allem ausgeschlossen, zu allem dazugehörend.

Eine Anklage gegen das Weltgewissen
Eine Infragestellung unseres Begriffs von Wissen:
Warum ist jede Gesellschaft hin- und hergerissen
Zwischen Toleranz und Haß?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BUNTESREPUPLIK

Mit jedem Schuß
wird das Land bunter
das Bunte stärker
eingebunden im Bund!

Rückwärts ist vorwärts
Vorwärts ist vorwärts
Es gibt kein Zurück mehr.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
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DIE SAAT IST AUFGEGANGEN

Die Saat ist aufgegangen
Der Haß ist aufgestanden
Das Licht ist ausgegangen

Die eingehämmerten Zerrbilder
Generationenlang verdrehte Schilder
Ihre Augen werden täglich wilder

Es war eine Lüge die ganze Zeit
Sie wussten ganz genau die ganze Zeit
Von den Taten ihrer Eltern Eltern Bescheid

Sie wollen sie in heutiger Zeit wiederholen
Sie lassen freudig die Lachmasken fallen
Wagen sich endlich raus mit den Krallen

Man schämt sich für sie
Denn selbst schämen sie nie
Was noch beschämender ist – und wie.

Wie überbrücke ich gezwungene Ferne?
Wie tue ich herzlich, was ich tue gerne?
Laterne, Laterne, Sonne, Mond & Sterne.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

ES WAR EINMAL EIN LÄCHELN

Es war einmal ein Lächeln
Ungeschützte Fackel im Sturm
Tapfer lächelnd dennoch, warm.

Der erste, der auf es schoss
War wegen seiner Andersart erbost
Schloss das Herz vor Gewissen, Schmerz.

Die zweite, die schoss aus Rache
Denn sie rief es mit einem Locklachen
Es erwiderte, wich, mit nem Lächeln zurück.

Die nächsten, die hassten das Lächeln
Einfach so. Liebten nur Macht.
Lächeln war gedacht als Machtspielchen

Locklächeln als Mittel zum Endziel
Auch der Hass kann lächeln, kalt und viel
Der Griff ist kalt. Der Topf wut-heiß.

Doch alle unterschätzen das Lächeln
Das echte, starke, warme, menschliche.
Letztes Lebenszeichen der Geistesfackel

Es wird sich diesmal wehren.
Als letzter Überlebender Gestern‘s Lehren
Wird es anstecken, und sich vermehren.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung