DAS GEWICHT DES KLIMAS

Klima als Gedicht
Reimt es sich?
Klima als Pflicht
Erklärt es sich von selbst?
Stell Dir vor, die Natur
bittet Dich um Hilfe
und Du hörst es nicht
denn daß die Natur sich heilt
ist für Dich selbstverständlich
aber was ist, wenn die Krankheit
wir selber sind?
Denn eines Tages
wird sich die Natur sicher heilen.
Klima als Endgericht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MEHR AUTOBAHNEN

Friedhof der Bäume
Stiller Asphalt
Jede Fahrt ist laut klagend
ein Trauermarsch angeschnallt
Schneise wie Grab
führen zum nächsten Aufenthalt
Manche sagen höhere
manche sagen Natur-Gewalt
manche sagen: Es muß doch
einen anderen Weg geben. Halt!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

LÜTZERATH

Lützerath
Ein Staat gegen ein Volk
Die Angst gegen die Hoffnung
Die Reise in die Zukunft
Nimmt abermals eine Umleitung
Über die Vergangenheit
Kommen wir jemals an?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

KLEBSTOFF

Lützerath Demo 14.01.2023 / & Fecher bleibt / FFM
Sie kleben
Plakate
Sich
Hoffnung
Wut
Angst
Entschlossenheit

Wände sind nicht groß genug
Straßen sind nicht laut genug

Herzen allein böten genug Platz
Für mehr als jeden kämpferischen Satz
Zum Schutz von jedem gesunden Schatz
Vom Fechenheimer Wald zu Lützerath.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DER GOLDENE TOD DER REGENWÄLDER

zerstörte Regenwälder im Amazonas
Ich sah Ödland,
herausgerissene Lungen und Leber,
Krater, wo einst gestohlene Herzen schlugen.
Vergiftet lag das Land sterbend in der Sonne;
Sonne und Land und Sterben ohne Ende,
am anderen Ende der Welt,
wo traurige, entschlossene, Menschen verenden.

Wo ist das Leben des Landes hin?
Ferne Länder im Inland und im Ausland
haben die Armut anderer
zum eigenen Reichtum aufgewertet, weggesperrt.
Haben den Reichtum der Erde
zum Zeuge unserer glänzenden Armut geschmückt.
Ich sah Goldland.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ERDERHITZUNG

Lang lebte die Erde
Lange bevor Gottes Odem Adam durchbohrte
blakte sie zerfurcht im eigenen Brodem
Jung war sie nie
Von Anfang an kaustisch und launisch

Und lange lange dauerte es,
bis ihre harte Büste weich wurde
prall geschwollen mit herziger Muttermilch
für werdendes Leben, von werdendem
Leben verlangend anheim gefallen

Lange, schwindelerregend lange lief es gut
bis EvAdam kurzum aufstieg und …
ritt sie so hart wie Fiaker im Abendverkehr,
da stoben Frieden und Vielfalt davon –
So kamen wir im Heute an, verschwitzt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

HEUTE DIE SCHWELLE

An der Schwelle zwischen Öl und Wasser
Zwischen Gas und Wind
Zwischen Kohle und Sonne
Zwischen Kern und Elektronen

Zwischen gestern und morgen

In diesem großen großen leeren Raum, wo
Verantwortungssinn und Entscheidung fehlt,
schwebte Energie und schaute zurück
und schaute nach Vorn.

Und wusste nicht weiter.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FIEBER

Diese so schöne Frau…
Ihre Temperatur steigt
Das Fieber schüttelt ihren Körper
Sie zittert und brennt und schweigt laut
Ihre Augen tränen mit einem Blick,
der zur Verzweiflung und zur Wut neigt

Ihre Eiskappen schmelzen
Fließen wie Schweiß ihre Stirn hinab
Sie kann kaum atmen –
Hörst Du, wie sie nach Luft schnappt?
Mir scheint es, Mutter Erde selbst ist es,
die Corona hat.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DU SPÄTER ALS KIND WIEDER

Du später als Kind wieder
in einem zukünftigen, neuen, Leben…
Welche Erde würdest Du vorfinden,
von Dir selbst vorbereitet
von Dir selbst zugerichtet?

Du später als Kind wieder…
in welcher Welt würdest Du aufwachsen?
Schrott im Weltall
Müll im Weltmeer
Luft zum Schmutz verdichtet.

Du später als Kind wieder…
Empfänger der Wechselwirkung von Entscheidungen,
die Du heute als Erwachsener triffst –
In welcher Welt würdest Du leben wollen?
Zu der bist Du heute verpflichtet.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FELSENMEER

Felsenmeer
Treppengeländer am Berg der unsichtbaren Riesen..
Tummelplatz im Wald der verschwundenen Zwerge..
Heimliches Versteck unserer vergessenen Elfen…

Und nach dem wir die Welt zerstört haben,
die sie uns über Jahrmillionen vorbereiteten,
flüchten wir zu ihrem Felsenmeer
um zu genießen noch einmal
ihre Nähe und ihre Magie.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung