Veränderungen Zu schnell zu sehen Zu verstehen Heute Nacht bin ich seit langem wieder abstrakt, ein Baustein Veränderungen Zu schnell zu widerstehen Zu umgehen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Veränderung
SUBTILE VERÄNDERUNGEN
Ich bin heute gestorben Ohne daß irgendjemand es merkte Obwohl ich es nicht sonderlich versteckte Ich wurde heute neu geboren Ohne daß irgendjemand wahr nahm Daß sie sprachen mit einem andern Mann. Wie kann das sein? Ich tausche mich aus Immer und immer und immer wieder Dennoch fragen alle nach den alten Liedern. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERÄNDERUNG KOMMT
Wie raues Papier kratzen sanft aus der Ferne Fußtritte vor der Haustür langsam, dennoch erkenne ich die Unruhe in den nimmerendenden Wiederholungen seiner Kreise Ich habe den Eindruck, da steht mein anderes Selbst vor der Tür meines Bewusstseins und will hinein - nur weiß ich nicht: Ist es mein altes Selbst oder ein neues unbekanntes Ich? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
JEDES MAL ANDERS
Niemand kehrt aus einer Reise unverändert zurück Nicht Mann oder Frau, Mädchen oder Jüngling Nicht Erinnerungen an Glück oder an Unglück Nicht Gedanken, Versprechen oder ein Beweisstück Und fürwahr auch nicht der Frühling. Irgendwas an ihm ist anders dieses Jahr Er kommt nicht wie sonst wie ein Eindringling Sondern in kleinen Schüben wächst wie Haar Reifer, nachdenklicher, wissender. Fürwahr: Verändert hat sich erneut der Frühling. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE SELBEN
Menschen wie die Natur
mit ihren Jahreszeiten
ändern sich
Der selber Mensch morgen ist ein anderer
Weil er derselbe ist.
Auf Sommer folgt nimmer nochmals Sommer
Sondern der schöne bunte kühle Herbst.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MEIN GESICHT IST MASKE
Wieder gestorben Wieder wiedergeboren Wieder merken Freunde nicht Daß sie Fremde geworden sind Fremde sowie Feinde auch Mein Gesicht ist Maske, seid Ihr blind? Wieder gestorben Wieder wiedergeboren Tausendmal erwachsen, tausendmal Kind. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GEHEN
Menschen kommen und gehen
Und wenn sie gehen
bleiben sie in uns stehen
während sie im echten Leben weitergehen
Und wenn sie wieder kommen
innerlich zu- oder abgenommen
wie eine Kopie eines alten Bilds verschwommen
begreifen wir, nichts im Leben bleibt stehen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SAISONWENDE
Grün wie Hoffnung verwelkend Ein Sommer des Lichtes Jahrzehnte des Friedens Sozialgerechtigkeit in der Gesellschaft Feiern ihr Saisonende. Der Herbst ist vieles: Er ist bunt, Reif, er ist herb und kalt, schließlich zieht er sich und uns alle aus. Wer wenig hat, dem wird viel genommen. Wer alles hat, dem wird alles gegeben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HINTER MENSCHEN
Die Erde dachte, sie kannte den Tag, bis er sich verwandelte und wurde zur Nacht. Die Erde dachte, sie kannte die Nacht, bis sie sich änderte und wurde zum Tag. Kennen ist in der Gegenwart leben; Vertrauen ist in der Gegenwart geben; Lieben ist in der Gegenwart beben; Die Zukunft ist ein geschlossenes Buch. Ein Mensch ist mehrere Masken und jede Maske davon ist ein Mensch. Ein anderer Mensch. Nicht nur die Toten geistern herum unter einem Tuch. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KURSWECHSEL
Ich brauche neue Monde Ich kenne diesen schon viel zu lang - Ich brauche neue Nächte Diese hier wiederholt sich mein Leben lang - Ich brauche neue Pfade Ich laufe auf diesem andauernd im Kreis - Ich brauche neue Gedanken Der Zug nach Vorne braucht ein neues Gleis. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung