Ich warte in der Leitung Und die Leitung redet mit mir Als wären wir Gesprächspartner Und trennt mich von Dir. Das, was uns verbinden soll - Sprache, Werte, und so viel mehr - Ist zwischen uns zur Wand geworden, zum unüberquerbaren Meer. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Verbindung
BINDUNG
Blut verbindet, bindet aber nicht - Die Band verschwindet, der Bund bleibt als Pflicht. Wahre Bindung befindet sich in geistiger Gleichart die ähnlich empfindet, ähnlich hart, ähnlich zart. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HERZ ZU HERZ
Komm mir nicht zu nahe um zu hören, was ich flüstere Nähe macht nicht lauter das Helle oder das Düstere eines Menschen Inneren. Allein das Herz entziffert was das Herz leise flüstert. Ich weiß nicht, wo Du jetzt seist Du bist schon so lange fort - Bist auf der Erde oder im Jenseits? Dennoch höre ich Dein jedes Wort in meinem Inneren. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DEINE WORTE BERÜHREN
Deine Worte berühren meine Haut Doch Dein Schweigen geht tiefer Deshalb werde ich, wenn die Welt schweigt, laut. Du wächst aus meiner Seele heraus Wie Dreadlocks, wie Gedanken, wie Unkraut Geperlt mit den Tränen meines Morgentaus. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BRÜCKE ZU UNS

Ich dünkte mich Ich find dieselbe Brücke In jeder Stadt Die ich besuche Immer groß Immer weit im Hintergrund Aber … immer da Jedem zugänglich Der sich die Mühe machen will Sie zu überqueren. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ALLTAG
Du wandelst jenseits der Poesie Und bist tiefer, noch tiefer als sie Unbeeindruckt durch Philosophie Das Dichten macht mich innerlich zart Ich dachte, ich bräuchte die Gleichart Doch nein, ich brauche Deine Gegen-Wart Einfache Dinge, Dich, die zwei Kinder Die tägliche Routine, Ruhe, nichts minder Wenn Liebe blind macht, bin ich blinder Du bleibst die Eine, die ich wirklich mag Wirklich liebe, stehender Hochzeitsantrag In Deiner Nähe finde ich meinen All-Tag. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIR KENNEN UNS
Die Nähe war nimmer so fremd
Wie Zuhause
Das Fremde war nimmer so vertraut
Wie in der Weite
Weite Welt, wo
Aus jedem Augenpaar heraus
Das bekannte Gefühl mir gestand,
Wir kennen uns besser und inniger
Als die Distanz zwischen uns je
Vermuten ließe
Im Guten, im Schlechten, im Fremden.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
OHNE EINMAL
Das innerste
innerlichste
intimste
Eindringen
Wieso geschieht das so oft
ohne einmal einen Kuss
oder Berührung
Nur Worte
und Augen-blicke
die alle Sicherheitskontrollen
mühelos passieren
und Dich erreichen
entwaffnen
besiegen.
Und eine unstillbare
Sehnsucht
hinterlassen
nach dem Unbekannten.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERSCHMELZUNG
Siehe, das ist kein Kelch, Da ist mein Herz, Tunke es in Deins. Welch Freude, welch Schmerz, Jede innige Verschmelzung. Lass mich in Dich hinein Ich kann Ecken erreichen Hart und kalt wie Stein Und schmerzlich sie aufweichen In erfüllender Verschmelzung. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE WORTE KOMMEN WIEDER ZURÜCK
Wie Worte überleben Wie sie Schweigen überdauern Und wieder auftauchen Wie U-Boote, wie sie lauern Bis Herzen sie wieder brauchen Um sich gegenseitig zu vergeben. Wie Worte hartnäckig überleben Geformt als Texte mit festen Bedeutungen Halb-geformt als im Blut gefühlte Gedanken Ungeformt als feine Kern-Empfindungen, Wie altes Geld in und aus alten Banken Ihr Reichtum irgendwann wieder - und weiter - geben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
