Manche kommen ohne zu gehen Manche gehen ohne zu kommen Manche kommen ohne abzugehen Manche gehen ohne Abkommen Frust Lust Was Du musst Unterscheidet sich von dem, was Du tust Sehnen, dehnen Nehmen, genommen Fragen, verzagen Weder gehen noch kommen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Verlangen
GESCHICHTE EINER KURZEN AFFÄRE
Gekommen
Genommen
Gekommen
Wieder gekommen
Wieder genommen
Wieder gekommen
Zurück gekommen
Zurück gestoßen
Zurück gegangen
Weiter gegangen
Weiter gefangen
Weiter verlangen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZITTERN
Ich spüre Dich sehr
Du weißt es
Ein Zittern in Deiner Stimme
beweist es
So winzig, und dann rauh
umkreist es
Mein Verlangen. Blühe, Zittern.
Doch heißt es
trotzdem, Du warst zu zärtlich.
Beiß es.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NACHTBEDARF
Die Nacht hat einen großen Bedarf Ich bin gefühlt ihr zweites Selbst Sie will mich schlucken, ganz Ich will sie überwinden wie Distanz Sie ist gefüllt mein zweites Selbst Voll mit allem, was ich nur nachts darf. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BEDÜRFNIS
Ich feiere Dich in kleinen Mengen
Dein Wein ist stark, schone mich
in kleinen Mengen, mein Bedürfnis
ist groß. Und stark. Und reif. Und unersättlich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
RUHM
Wie ein verlockender Duft
im dunklen Wald, er ruft
die Blinden hinein in seine Zaubergruft.
Atme tief ein, schnappe nach Luft.
Denn jeder tritt blind hinein in die Kluft;
fallen ohne Aufprall. Die leere Gruft.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIDERSPRÜCHE
So oft wir abheben und wieder
auf den Boden der Tatsachen landen
So oft wir tags Gedanken verlieren
deren Fäden wir nachts fanden
So oft wir in der Gegenwart anfingen
und in der Vergangenheit doch stranden
weil heute uns die Widersprüche trennen
die uns gestern verbanden..
So oft warst du mein Freudenhaus
denn ich ging pausenlos ein und aus
und nie habe ich dich verstanden
Doch tausendmal in dich gehen
und tausendfach dich nicht verstehen
war Durst alles, was wir empfanden.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HERZ-KANNIBAL
Ich esse Herzen
am besten blutig
am liebsten warm
Ich habe mich noch nie verschluckt
Früher habe ich
wild und hastig
rum gekaut
und die Hälfte wieder ausgespuckt
Jetzt verinnerliche ich
inbrünstig, durstig
langsam lang kauend,
die Gesichter ewiglich auf meine Erinnerung gedruckt
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ENTZAUBERT
Sie sehnten sich nach einander
zehn Jahre lang
Labten sich an der Sehnsucht,
gefangen wie in einem Hang
Doch eine einzelne Nacht
entlud ihnen, enttäuscht, ihren Drang
und befreite sie, traurig, von ihrem Zwang.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DURST
Schnelle Nummer
Schneller Sommer
Denn die Nacht ist Herbst
Meine Lust ist ernst
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung