Ob Ihr es je verstehet, Ihr, die mich jetzt zum ersten Mal sehet, wie offen einst ich war, jedes Wort wahr, meine Seele ein See glasklar. So offen, so vertrauend, so ehrlich, Ich erinnere mich, meine Mutter fürchtete sich für mich und sagte mir sorgenvoll endlich: Sohn… diese Welt… schütze Dich. Und als die Schläge kamen, langsam lernte ich, Vorsicht sei tatsächlich ratsam- Doch mit Vorsicht kamen Masken und Mistrauen; Gift, denn meine Stärke kam eben vom Vertrauen. Jetzt lebt jeder lang und sicher und unglücklich in seinem Käfig und fragt sich nachdenklich, ob es doch nicht ratsamer ist, ungeschützt und offen zu leben, egal die Frist. Gerne würde ich das Gedicht hier beenden, liesse das Glück ohne Schutz sich wirklich fänden.. Tut es aber nicht, das wissen wir alle - Der Weg zum Glück birgt in sich diese Falle. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Vertrauen
IM VERTRAUEN
Es ist erstaunlich wie viele Seiten, Innenseiten, wie viele Schichten, geschweige denn Geschichten, verschwiegene Geschichten, wie viele andere Menschen ein einziger Mensch unter seiner Oberfläche Dir heimlich und eifrig zeigen wird, nur weil Du seine innerste innigste Wunde linder behandeltest und zart bandagiertest ohne ihn zu brechen. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERTRAUENSLÜCKE
Ich würde Dir gerne vertrauen
obwohl Du eine andere Hautfarbe hast,
eine, auf der die Geschichte meiner Entmenschlichung
mit unsichtbarer Tinte geschrieben ist.
Ich würde Dir gerne vertrauen
obwohl Du einer fremden Religion folgst,
eine, in deren Regelwerk Du und ich
im Paradies niemals uns treffen werden.
Ich würde Dir gerne vertrauen,
obwohl Du eine andere Art bist wie ich,
eine, die ich nicht ganz verstehe
und die mich nicht ganz begreift.
Du, ich würde Dir gerne vertrauen,
weil wir beide Menschen sind
und im selben Zeitraum diese Welt bereisen,
wie die verschiedenen Teile eines Puzzles.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KOMMEN UND GEHEN
Warum fühlt sich der Anfang an
wie das Ende
Und das Ende wie der Anfang an?
Deine Liebe ist wie der Sonnenuntergang
Deine Liebe ist wie der Sonnenaufgang
Immer am Ende
Immer am Anfang
Magst Du mich kommen fühlen mit Glut und Wonne
Musst Du mich gehen lassen wie die Sonne.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NUR DIE LIEBE
Es gibt in Dir einen Raum
Unerreichbar
Wo Du Deine Wahrheit versteckst
Geschützt von Deinen Lügen.
Deine Erinnerungen und Geheimnisse
Deine Hoffnungen und Wünsche
Deine Neigungen und Werte
Verborgen unter Seelengefügen.
Du würdest, um diesen Raum zu schützen,
Alles tun, alles verschweigen, alles sagen,
Alles vergessen, und sogar
Dich selbst betrügen.
Doch ein bestimmter Mensch
Wird den Schlüssel zu Deiner Wahrheit besitzen
Und um ihn raus zu halten, werden
Alle Lügen der Welt nicht genügen.
Nur die Wahrheit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NEUES
Ich kämpfe für eine Welt
die ich mir noch nicht vorstellen kann;
und alles, was ich als Vorlage habe,
ist eine Empfindung,
die mein Verstand nicht deuten kann.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
TRAUTES HEIM
Die Kinder wachsen
auch in meinem Herzen
sie nehmen Raum
Der Vater wächst
auch in meinem Herzen
er wird zum Stammbaum
Unser Zuhause wächst
denn Du bist in meinem Herzen
meine Liebe, mein Weib, mein Traum.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERBORGENE LIEDER
Meine Gitarre
Da sitzt Du in Deinem Schweigen
Gehüllt, als trügest Du nicht die tausend Lieder
In Deinem Herzen.
Meine vertrautesten Freunde schweigen mit mir
Denn sie tragen in ihren Herzen
Alle unsere geteilten Erinnerungen
Von Hoffnung, Leid, Freude, Schmerz.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERFÜHRT
Er sprach und sprach und sprach
Bis sie ihm glaubte
Und glaubte und glaubte und glaubte
Lange nachdem er sein Wort brach
Und sich selbst widersprach
Glaubte und glaubte sie weiter und weiter
Bis sie daran zerbrach.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
POLIZEILICH BEKANNT
Das Traurigste in einer Gesellschaft
Ist der Verlust an Vertrauen
In den Beschützer unseres Vertrauens
In die Vertrauenswürdigkeit unserer Gemeinsamkeit.
Das vertrauteste Gesicht des Staats
Ist nicht der/die Bundeskanzler/in
Das bekannteste Gesicht des Staats
und sein Herz, ist der/die Polizist/in.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung