Der Weg vor uns ist lang Und hart Schau nicht auf meine Hautfarbe Spüre meinen Geist Ich kenne den Weg Die Tür vor uns steht fest Und schwer Schau nicht auf meine Geschichte Spüre mein inneres Gedicht Ich habe den Schlüssel Das Ziel vor uns weicht aus Und ist in Rätseln gehüllt Schau nicht auf mein Geschlecht Spüre meine Empfindung Ich weiß die Antwort. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Vertrauen
VERGANGEN
Ich suchte und suchte Und fand alles Nur das Verlorene nicht Vertrauen Alles Verlorene im Leben Läßt sich wieder finden Nur eines nicht Vertrauen Vertrauen ist wie die Vergangenheit Ist sie weg, Ist sie weg. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SICH VERTRAUENSVOLL UNTERHALTEN
Jedes Herz braucht einfach jemanden mit dem es reden kann. Mehr nicht. Ein Herz, reif wie der Herbst, unverstanden, wohnt im Erwachsenen und Kind, außer Sicht. Außer sich vor Einsamkeit in sich. Niemanden haben, mit dem es reden kann. Der Winter naht, schweigsam, dürftig, durstig nach der Zweisamkeit Gespann. Denn jenseits der Gewalten von Pflichten und Ideologien und Trieben: Sich lieben ist sich vertrauensvoll unterhalten und sich vertrauensvoll unterhalten ist sich lieben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BEWEGLICHE STILLE
When ich Dich berühre, sonderbar, berührt es mich. Doch warum, wenn ich mich finden will, verlasse ich jedes Mal Dich? Stopp! Komm nicht näher! Du darfst mir nicht folgen in die Klamm, verstehe mich richtig Ich gehe, weil ich komme, immer wieder - Halte Dich nur klamm. Sei mein Ende Meine Wege sind viele und unergründlich Lass mich ruhig gehen Alles hat ein Ende, warte dort auf mich denn am Ende gibt es nur Dich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EIN MONATSGEHALT
Sie stand vor dem Laden
Die Distanz zwischen ihm und ihr
war genau ein Monatsgehalt
Nachdenklich lief sie weiter
Ein Paar Straßen später machte sie
vor einem anderen Gebäude halt.
Sie stand vor der Tafel
Die Distanz zwischen ihr und ihr
war genau ein Monatsgehalt.
Wenn Du schonmal oben warst
und schonmal unten warst
findest Du nur im Inneren Deinen Halt.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE GLÜCKSFALLE
Ob Ihr es je verstehet, Ihr, die mich jetzt zum ersten Mal sehet, wie offen einst ich war, jedes Wort wahr, meine Seele ein See glasklar. So offen, so vertrauend, so ehrlich, Ich erinnere mich, meine Mutter fürchtete sich für mich und sagte mir sorgenvoll endlich: Sohn… diese Welt… schütze Dich. Und als die Schläge kamen, langsam lernte ich, Vorsicht sei tatsächlich ratsam- Doch mit Vorsicht kamen Masken und Mistrauen; Gift, denn meine Stärke kam eben vom Vertrauen. Jetzt lebt jeder lang und sicher und unglücklich in seinem Käfig und fragt sich nachdenklich, ob es doch nicht ratsamer ist, ungeschützt und offen zu leben, egal die Frist. Gerne würde ich das Gedicht hier beenden, liesse das Glück ohne Schutz sich wirklich fänden.. Tut es aber nicht, das wissen wir alle - Der Weg zum Glück birgt in sich diese Falle. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IM VERTRAUEN
Es ist erstaunlich wie viele Seiten, Innenseiten, wie viele Schichten, geschweige denn Geschichten, verschwiegene Geschichten, wie viele andere Menschen ein einziger Mensch unter seiner Oberfläche Dir heimlich und eifrig zeigen wird, nur weil Du seine innerste innigste Wunde linder behandeltest und zart bandagiertest ohne ihn zu brechen. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERTRAUENSLÜCKE
Ich würde Dir gerne vertrauen
obwohl Du eine andere Hautfarbe hast,
eine, auf der die Geschichte meiner Entmenschlichung
mit unsichtbarer Tinte geschrieben ist.
Ich würde Dir gerne vertrauen
obwohl Du einer fremden Religion folgst,
eine, in deren Regelwerk Du und ich
im Paradies niemals uns treffen werden.
Ich würde Dir gerne vertrauen,
obwohl Du eine andere Art bist wie ich,
eine, die ich nicht ganz verstehe
und die mich nicht ganz begreift.
Du, ich würde Dir gerne vertrauen,
weil wir beide Menschen sind
und im selben Zeitraum diese Welt bereisen,
wie die verschiedenen Teile eines Puzzles.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KOMMEN UND GEHEN
Warum fühlt sich der Anfang an
wie das Ende
Und das Ende wie der Anfang an?
Deine Liebe ist wie der Sonnenuntergang
Deine Liebe ist wie der Sonnenaufgang
Immer am Ende
Immer am Anfang
Magst Du mich kommen fühlen mit Glut und Wonne
Musst Du mich gehen lassen wie die Sonne.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NUR DIE LIEBE
Es gibt in Dir einen Raum
Unerreichbar
Wo Du Deine Wahrheit versteckst
Geschützt von Deinen Lügen.
Deine Erinnerungen und Geheimnisse
Deine Hoffnungen und Wünsche
Deine Neigungen und Werte
Verborgen unter Seelengefügen.
Du würdest, um diesen Raum zu schützen,
Alles tun, alles verschweigen, alles sagen,
Alles vergessen, und sogar
Dich selbst betrügen.
Doch ein bestimmter Mensch
Wird den Schlüssel zu Deiner Wahrheit besitzen
Und um ihn raus zu halten, werden
Alle Lügen der Welt nicht genügen.
Nur die Wahrheit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung