Und die Welt wurde kleiner und immer kleiner Bald gab es nur noch da Deiner und hier meiner Dein Bereich, mein Bereich, und ihrer und seiner Der Einzelne wurde alleiner und immer alleiner Je enger verbunden wir wurden desto gemeiner Je äußerlich feiner desto innerlich unreiner Und wer sucht die Schuld dafür bei sich? Keiner. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Vorurteile
SCHWARZ SEHEN
Lass uns nebeneinander Auf der Straße gehen Und in den Blicken lesen Was sie sehen Lass uns nacheinander Den selben Fehler begehen Und aus den Reaktionen lernen Was sie sehen Lass uns unabhängig voneinander Etwas sagen, was sie missverstehen Und in ihren Interpretationen erahnen Was sie sehen Nun lass uns miteinander Zu unserer Überzeugung stehen Und in ihren Köpfen korrigieren Was sie sehen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VORURTEILE ALS FILTER
Es könnte so einfach sein Ohne Vorurteile als Filter Dinge zu durchblicken fein Aber da haben wir sie Die Vorurteile als Filter Blind machend wie noch nie. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
UNSICHTBARKEIT
Diese Haut lenkt zu sehr ab vom Wesentlichen Der eine will mir helfen Der andere mich schaden wegen meiner Hautfarbe Die eine will mir Unverdientes schenken Die andere Verdientes mir vorenthalten wegen meiner Hautfarbe Der eine erwartet unmittelbaren Zugang in mich Der andere lehnt mich instinktiv vollständig ab wegen meiner Hautfarbe Die eine verarbeitet mich nur mit Vorurteilen Die andere verarbeitet mich überhaupt nicht wegen meiner Hautfarbe Der eine verlangt nur Perfektion von mir Der andere erwartet nur Unfähigkeit von mir wegen der Hautfarbe Die eine glaubt, mich vollkommen zu verstehen Die andere hält mich für unverständlich wegen meiner Hautfarbe Und bei alledem fühle ich mich nur ungesehen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FILTER
Ich erlebe oft, daß
wenn ich zaubere, die Deutschen
davon ausgehen, ich
hätte einen Fehler gemacht, weil
ihr innerer Filter ihnen
versichert, einer wie ich könne
niemals so zaubern.
Dabei ist es für mich keine Zauberei, das
zu sein, was auch immer es sei, was
ich bin, und ich fühle mich Zuhause dabei.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SIEHST DU AUCH MENSCHEN, DIE ES GAR NICHT GIBT?
Hellseher sehen Geister - immerhin. Sie sind keine Wahnsinnigen, die Illusionen überzeugt wahrnehmen - Ähnlich wie die Durchschnittsmenschen, die Dinge und Menschen schräg sehen, oder das erahnen, was es gar nicht gibt. Denn sie blicken nur Bilder und Annahmen in ihrem eigenen Kopf, gekippt. Meine Vorstellung von Dir ist es demnach, die mir fest und nebulös vorschwebt, ist häufig alles, was ich sehe und denke, wenn ich Dich ansehe, und Dich noch nicht erlebt habe; oder wenn ich Dich ignoriere und von Dir wegschaue - kein Teil von uns. Dich kenn ich ja, DICH sehe ich nicht. Zu viele Filter liegen zwischen uns. Und jedes Mal, wenn ich DICH doch sehe, bin ich äußerst schockiert! Verwirrt. Wer ist dieser fremde Mensch? Das bist Du doch nicht. Kann mich nicht geirrt haben. Und so geht es weiter. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ES WIRD NOCH LANGE DAUERN
Es wird noch lange dauern
bis Ihr mich anschaut
und nicht zuerst Eure Vorurteile
unterdrücken müsst
um mit mir lächeln zu können
Meine Kinder werden diese Zeilen wiederholen
Ihre Kinder werden diese Zeilen wiederholen
Ich weiß es
Denn auch mein Vater wiederholte sie
und sein Vater vor ihm
Erst dann werden diese Zeilen
nicht mehr wiederholt,
wenn wir nicht mehr da sind zum Anschauen
weil wir weiter gegangen sind
und Euch zurückgelassen haben.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
