SELBSTLOSIGKEIT

Wir lachen an Weihnachten, doch ist es ernst;
Es geht um die selbstlose, die wahre, Liebe.
Wenn Du alle Selbstsucht von Dir entfernst
und weiter schaust als Familie, Geld oder Triebe.

Wenn Du Gott gedenkst und Gott suchst, 
und versuchst zu begreifen, was Gott ist.
Wenn Du die Eitelkeit genau untersuchst,
und erkennst an, daß sie im Kern Schrott ist.

Es war kein Kind, das gekommen ist,
es war die Liebe selbst in ihrer Göttlichkeit.
Und wenn sie ehrlich aufgenommen ist, 
bemächtigt sie uns zur Selbstlosigkeit. 

Und kein Mensch hat je daran verloren,
daß er in sich Dunkel und Dünkel bekriegt hat. 
Er hat gewonnen, wurde neu geboren, 
weil seine ehrliche Mühe in Liebe gesiegt hat. 

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DEMUT UND EINFACHHEIT

Die Demut, der höchste Mut -
Ein Mut, der inspiriert und gut tut.
Der Mut, normal zu sein und gut.
Ein König, der in einer Krippe ruht
unter Menschen mit einfachem Blut.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MÖGEN MEHR SUCHENDE ERWACHEN

Mögen mehr Suchende erwachen,
zeitig und geistig ihre sieben Sachen
packen und sich auf den Weg machen
auf der Suche nach der Wahrheit.

Der Strahlende Stern will sie wecken,
die Fragen, die sie in sich verstecken,
um ein neues Bewusstsein aufzudecken -
das ist der Sinn der Weihnachtszeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

RICHTUNG WEIHNACHTEN

Es kommt erneut zum Jahresende jene schwierige Zeit,
wo innerlich empfundene, nachdenkliche, Tiefe
gestört wird durch laute kommerzielle Heiterkeit.

Bitte, schick mir keine Memes, schreib mir echte Briefe,
teile mit mir ein inniges Stück Deiner Ernsthaftigkeit.
Es rutscht schnell vorbei, diese Zeit, wie auf einer Schiefe.

Rede mit mir über eine Liebe, die wirklich verzeiht.
Verpasse dem Jahr einen Schlussstrich fein wie eine Serife,
mit einem Ernst, der die heilige Nacht wieder weiht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WEIHE NACHT, NACHGEDACHT

Wenn die letzte Stimme verhallt ist,
Wenn die letzte Glocke schweigt,
Wenn das letzte Lächeln gemalt ist,
Wenn der letzte Mitreisende aussteigt…

Wenn die Heiterkeit gestanden schmeckt,
Wenn die Freundlichkeit hohl wird,
Wenn das, was sich dahinter versteckt,
Seine wahre Absicht endlich erklärt…

Ich hab‘s viel zu häufig erlebt -
Menschen, die vertraulich näher kommen,
Und haben dabei nur darnach gestrebt,
sich selbst zu finden, mich ausgenommen.

Ist das schlecht? Wahrscheinlich nicht.
Weniger zu finden ist besser als gar nichts.
Doch mich schmerzt es, mit schweigendem Gesicht
Sie gehen zu lassen ohne mein wahres Gedicht.

Der Widerspruch liegt in der Tatsache,
Dass dies überhaupt gesagt werden muss:
Das Höchstwertige hält schweigsam Wache,
Ungesehen, ungehört, kein Wink, kein Gruß.

Jedes Jahr kommt Weihnachten erneut,
Steht beiseite, allein, beobachtet bei gross und klein
Wie der Mensch sich beschenkt, feiert und freut,
Dann geht es wieder ohne verstanden worden zu sein.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

HAUSGEMACHTES WEIHNACHTEN

Alt wie Wein
Wird das Jahr nun
Süßer auch?
Reif mit dem zwölften Monat
Und elf Erinnerungen
Wir teilen lachend die Freude
Schweigend den Schmerz
Des Jahres.
Teilen ist heilen
Herzen sind Kerzen
Dezember, Lichtspender
Weihnacht, hausgemacht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung 

DIE FÜNFTE KERZE

Die erste Kerze war die Ankündigung -
Öffne und bereite langsam Deine Empfindung.

Die zweite Kerze war die Erinnerung -
Es war einmal, uralt, wie die Morgendämmerung.

Die dritte Kerze war die Vorbereitung -
Licht oder Dunkel, es ist Deine Entscheidung.

Die vierte Kerze war die Krönung -
Das Kreuz, die Kreisschliessung, die innigste Ahnung.

Die fünfte Kerze ist Dein innerer Advent -
Die geistige Flamme, die in Deiner Seele brennt.

Fünf Kerzen zu Weihnachten
Wahre Liebe bei den Andachten.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WO SIND UNSERE FLAMMEN?

Die Kälte, wie eine blasse Wand,
schiebt sich durch die Gassen,
bringt uns zusammen und trennt uns
gleichzeitig, entsprechend unserer Klassen.

Du wusstest nicht,
dass Du zu einer Klasse gehörst,
bis angewidert jemand Dich hochnäsig meidet.
Du wusstest nicht
dass Du einer Klasse angehörst
bis Du jemand siehst, der schlimmer leidet.

Dann klingelt es leise im weihnachtlichen Nebel.
Angeblich ist es die Zeit, Licht zu teilen.
Meine Flamme Dir, Deine Flamme mir -
zusammen können wir uns gegenseitig heilen.

Angeblich. Doch die Kälte, Mantel der Angst,
legt sich auf jeden von uns nieder,
uns von einander trennend.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE BESTEN GESCHENKE

Heiligabend. War er bereits –
mit Geschenken mehr oder weniger beladen –
bei Euch gewesen?
Nicht vergessen, zieht hoch die Rolladen…
Schaut hinter die Fassaden:

Die besten Geschenke
kommen, reich beladen, von Herzen
und lindern den Mitmenschen
ihre Trauer, ihre Einsamkeit und ihre Schmerzen…
Brennen heller als alle Adventskerzen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WEIHNACHTEN EMPFINDEN

Weihnachten kommt
Du würdest es nicht denken
Einsamkeit kommt
Bunt verpackt in leeren Geschenken
Gedächtnisgräber in Rauschgetränken
Empfindung kommt
Denkende Köpfe werden sich senken

Je dunkler der Geist
Desto heller seine Umgebung
Der Christusgeist
Ungeblendet von bunter Ummantelung
Sieht das Herz fähig der Vergebung
Der Heilige Geist
Anwesend, unsichtbar ohne unsre Umwandlung.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung