WESEN UND WIR

Die Wesen, sie wohnen im Wald und Flur
Seit lange bevor die Menschen kamen;
Und Wald, Flur, Natur existiert alles nur,
Weil sie von den Wesen ihre Formen bekamen.

Sei es eine Pflanze oder sei es ein Gedanke,
Überall auf Erden wo es entsteht ein Samen,
Pflegen ihn die Wesen, erwarten kein Danke,
Denn sie tun es heimlich in Gottes Namen.

Unsichtbar und unwirklich sind nicht das Gleiche.
Die Wesen beweisen es allen einsamen
Spaziergängern inmitten im Naturreiche,
Denen sie spürbar immer nahekamen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

IM HINTERGRUND

Die einen schreiben unsre Gedanken nieder
Die anderen geben unsere Worte wieder
Noch andere singen unserer Empfindungen Lieder
Aber sie sind uns unsichtbar,
Uns ungreifbar, von uns unvernichtbar,
Im Karmakreislauf unverzichtbar.
Unsere Welt lebt und webt in zwei Welten.

Manch ein Dejavu, manch ein Un-fall,
Schicksalhafte Begegnungen per Zu-fall,
Erstaunliche Erkenntnisse durch Ein-fall:
Uns traf es vielleicht unvorbereitet
Aber jemand oder etwas hat es vorbereitet,
Mit unsren Taten als Zutaten es uns zubereitet.
Zwei Welten, und wir merken es selten. 

- Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE ANDEREN ERDWANDERER

Einst hatte ich Angst vor Tieren
und vertraute Menschen;
Jetzt habe ich Angst vor Menschen
und vertraue Tieren.

Wir sind nicht allein –
Lange bevor wir kamen
Lange nach dem wir wieder verschwinden
waren sie da, werden sie da sein…

Augen größer als Schweigen
Erinnerungen tiefer als Menschengedächtnis;
Wir wollen Tiere erziehen,
sie, unsere feinsten Lehrer.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

EINE STIMME AUS MEINER KINDHEIT

Er hat viele Namen,
wie ein Wanderer, der durch die Himmel rast
und überall sich in die Herzen der Menschen
einhämmert! –
Jeder denkt, er gehört nur ihm…
Doch er gehört einem unsichtbaren Geheimnis.

Wo ich herstamme, von den Igbo,
nennt man ihn Amadioha
Wo ich geboren wurde, bei den Yoruba,
nennt man ihn Sango
Wo ich lebe, unter den Germanen,
kannte man ihn als Donar

Den Indern Indra, den Chinesen Lei Gong
Den Slawen Perun, den Baltischen Perkons
Den Kelten Taranis, den Guaraní Tupa
Den Japanern Taijin, den Römern Jupiter,
Den Norden Thor, den Griechen Zeus –
… wurde mir gesagt und bezeugt.

Heute war er da !
– ich schwöre es –
in den blitzenden Himmeln über Frankfurt.
Ich habe seine lachende Stimme erkannt
im krachenden Donner im heutigen Regen,
wie eine Erinnerung aus meiner Kindheit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FELSENMEER

Felsenmeer
Treppengeländer am Berg der unsichtbaren Riesen..
Tummelplatz im Wald der verschwundenen Zwerge..
Heimliches Versteck unserer vergessenen Elfen…

Und nach dem wir die Welt zerstört haben,
die sie uns über Jahrmillionen vorbereiteten,
flüchten wir zu ihrem Felsenmeer
um zu genießen noch einmal
ihre Nähe und ihre Magie.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung