Grau und bewölkt Aber es ist nicht das Wetter Es sind die Gedanken Die Menschen waren mal netter zu einander, ob Gleichartige oder, noch mehr, Fremde Ein Gewitter braut sich zusammen Bringt es das Ende? Warum sind sie so wütend? Der Groll in ihren Herzen klingt wie grollender Donner Der Blitz erlischt die Kerzen - Der Witz, ein Lächeln, Scherzen oder eine liebevolle Tat wie Sonnenlicht durchbricht die Wolke aus Gedanken und Gefühlen. Liebe als Sonnengedicht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WOlken
FLIEGEN ÜBER WOLKEN
Ein Flügelpaar schwingt reglos durch die Luft Die Ferne ruft und ruft und ruft… und ruft. Ein’ brennend’ Sehnsucht überbrückt die Kluft zwischen Vorstellung und Duft Ein Flugzeug kennt die Einsamkeit nicht - Ist Reisen ein Drang, eine Freude oder Pflicht? Von unten sind die Wolken drückend und dicht Von oben sind sie mir bloß ein Gedicht Ein Haufen Gedanken, vielförmig, ohne Ziel in die wie Blitz plötzlich eine Empfindung einfiel aufwirbelte, neuordnete, verdichtete: Regenspiel. Wenige Wolken erzeugen in mir Gedanken viel. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FLUGREISE
Wir flogen durch die Wolken ein Stück, wie eine Idee durch unsere Gedanken zieht. Wir blieben der Wolken als kurze Erinnerung zurück und verschwanden wie eine Idee, die den Gedanken entflieht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MORGEN SIND HERZEN
Die Wolken kletterten den grauen Himmel hoch, Wie die Gedanken einer grübelnden Erde; Aber eines machten sie auch noch: Ebenselber trüben Welt wurden sie zur Zierde, Während dieser Gedanke in mich einkroch: Schimmel sind sie, himmlische Pferde; Boten einer versteckten Sonne - und doch, Spiegler ihres Lächelns auch und unsrer Neugierde, Mittels deren wir uns befreien von des Grauen Joch - Herzen sind Morgen, sind Erze, sind Herde. Die Wolken spalten sich, ich sehe ein Sehloch: Das Licht es werde, daß Licht es werde. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DAS WOLKENREICH

Da wo sie sich alleine dünkten
Formten für sich die Wolken ein Reich
Mit schneebedeckten Bergen
Und schattigen Tälern
Und Silberseen
Und sonnenspiegelnden Wüsten
Und Dörfern und Städten und Häusern
In denen die Wolkenmenschen
Ihren Wolkentätigkeiten nachgingen…
Und über ihnen strahlte wonnespendend
Eine verklärte Sonne
Und wir flogen so leise vorbei, wie wir konnten
Und ich hoffte, daß wir die Sonnenmenschen
Nicht störten.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IRGENDWO
UNRUHIG
Ein gewöhnlicher Nachmittag
Unruhig lauf ich hin und her
Von meinen Gedanken getrieben
Manchen lauf ich davon
Anderen ewig hinter her
Meine Wohnung ist mir zu klein
Es steht mir alles im Weg
Es stehen mir alle im Weg
Ich stehe mir selbst im Weg
Ich verlasse Heim und Herd
Doch der Fluß beruhigt mich nicht
Noch Wiese, noch Himmel, noch Wald
Von allem kann ich mich trennen
Selbst vom Leben – nur von einem
Eben nicht – von mir selber.
Spieglein, Spieglein, Dichtung
Sei heut wied meine Lichtung
Gib mir innerlich eine Richtung
Kaum gesucht, gleich gefunden
Adieu Denken, ich hab’s empfunden
Und meine Unruhe überwunden
Jetzt kehr ich zurück zu Herd und Heim
Es freuen sich alle insgeheim
Es fügt sich ein wie ein Schlußreim.
Ferner, weit am Horizont
Schaut, wie sie neuen Anlauf nimmt
Die dunkle Wolkenmasse.
– Che Chidi Chukwumerije.
GEWITTER
Wolken in deinen Augen
Seen oben im Himmel deiner Gedanken
Zusammengezogen, wir, wie sich
Deine Augenbrauen, Spiegel deiner Gedanken
Wort- und Wolkenbruch
Heftig entlädt sich Kraft deiner Gedanken
Durchnässt sanft meine Blätter
Mit Tinte, Schmerz und Regenbogen.
– CHE CHIDI CHUKWUMERIJE.

