Wollen sollen Leben wollen Wollen sollen Leben sollen Lieben lieben Hassen lassen Vergeben geben Hassen lassen Wagen wagen Empfinden finden Leben wollen Wollen sollen Leben sollen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
wollen
LIEBE WOLLEN
Willst Du? Willst Du nicht? Willst Du Sicht? Liebe ist ein sanftes Licht auf Deinem Gesicht, dennoch macht sie Dich blind, dicht. Verflogen, die Umsicht. Verflogen, die Einsicht. Verflogen, die Vorsicht, die Übersicht, die Weitsicht, die Durchsicht. Geblieben, Absicht ohne Aussicht auf Endreim fürs Gedicht. Nur blinde Zuversicht, gesehen durch der Liebe Gleitsichtbrille, geschmiedet aus Hoffnung und Wille. Du willst. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WELLENRITT
Ich bin in der Welle reite sie heftig Ich bin in der Kiste schüttle sie kräftig Ich bin in der Stimmung gebe mich ihr hin Das ist meine Widmung da ist alles drin. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SOLLEN WIR
Sollen wir uns sollen, wollen wir uns wollen, können wir uns können? Wenn das Ziehen uns gegenseitig zieht, wenn das Sehen uns gegenseitig sieht, wenn die Ruhe uns gleichzeitig entflieht, mögen wir uns mögen? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WOLLEN WIR WOLLEN
Wollen wir haben müssen wir wollen Wollen wir wollen müssen wir spüren Wollen wir spüren müssen wir suchen Wollen wir suchen müssen wir unzufrieden sein unruhig sein, entschlossen sein los zu lassen was wir bereits haben und zu zu lassen neue Lust am Sein und ein neues Bewusstsein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FRUST
Manche kommen ohne zu gehen Manche gehen ohne zu kommen Manche kommen ohne abzugehen Manche gehen ohne Abkommen Frust Lust Was Du musst Unterscheidet sich von dem, was Du tust Sehnen, dehnen Nehmen, genommen Fragen, verzagen Weder gehen noch kommen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ENDZIEL: CHARACTER
Wissen! Können! Erobern! Besitzen! Sind lieben und leben nicht holdere Aufgaben? Ordnung war immer die höchste Tugend, selbst unter den niedrigsten Schaben. Unsere schönsten eitelsten Erfindungen wird unsere Empfindung mahnend untergraben. Ihr redetet jahrzehntelang vom Frieden, doch der Krieg war, wieder, immer Euer Vorhaben. Was ist Dein Wort überhaupt noch wert? Fließende Lügen stillen keinen Durst beim Laben. Wahrlich, der gute Charakter ist gewichtiger als Wissen, Wollen, Können und Haben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IM HINTERGRUND
Die einen schreiben unsre Gedanken nieder Die anderen geben unsere Worte wieder Noch andere singen unserer Empfindungen Lieder Aber sie sind uns unsichtbar, Uns ungreifbar, von uns unvernichtbar, Im Karmakreislauf unverzichtbar. Unsere Welt lebt und webt in zwei Welten. Manch ein Dejavu, manch ein Un-fall, Schicksalhafte Begegnungen per Zu-fall, Erstaunliche Erkenntnisse durch Ein-fall: Uns traf es vielleicht unvorbereitet Aber jemand oder etwas hat es vorbereitet, Mit unsren Taten als Zutaten es uns zubereitet. Zwei Welten, und wir merken es selten. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DISTANZ ZUR NÄHE
Sicherheitsabstand
Sicherheitsanstand
Er blieb auf Distanz
Sie sehnte sich um so mehr
nach einem Tanz
mit ihm. Sie, Strand. Er, Meer.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DEM DRANGE NACHGEBEN
Schwer lag auf mir der Drang,
den schweren Drang abzuwerfen –
Und der Drang danach,
dem Drang nachzugeben,
war so unerträglich,
daß ich dem Drang nachgab
und den Drang abwarf.
Erleichterung leert
Doch die Leere erleichtert nicht.
Jetzt bin ich leicht – und leer –
und sehne mich wieder nach dem Drang
und nach dem Drang danach,
mich dem Drang wieder nachzugeben.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
