VERÄNDERUNG

Wenn ich der deutschen Gesellschaft
alles gebe, alles schenke, was ich bin,
was ich als Mensch wirklich im Kerne bin,
werde ich dann zum Teil der Gesellschaft?

Ist deshalb die Angst?:
Denn wenn ich zum Teil der Gesellschaft werde,
hätte ich die Gesellschaft nicht dadurch verändert?
Aber hätte die Gesellschaft mich nicht auch verändert,
wenn ich zu einem Teil von ihr werde?
Wieso denn die Angst?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SONDERBARE BILDER

Meine Bilder reichen mir nicht mehr
Andere müssen her
Aber woher?

Ich spüre Dinge, ich sehe sie nicht
Ich finde keine Worte, nenn mich Gedicht
Die Gesellschaft schreibt mich täglich nieder
Ich bin ihr Geheimnis fremd veröffentlicht
Sie findet sich und wundert sich in mir wieder.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE RICHTIGE

Beinahe hätte ich Dich vergessen
Obwohl Du in mir wohnst
Doch Du überdauertest alle meine andern Interessen
Weil Du in mir wohnst.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ERGÄNZENDE GLEICHART

Wer bin ich? Woher komme ich?
Wem gehöre ich?
Wo kommt der Regen her?
Vom See und Fluss oder von den Wolken?
Von der Sonne?
Oder vom Kreislauf der Natur?

Gehörst Du einer Nation oder einer Rasse?
Einem Geschlecht? Einer Neigung?
Oder einer Charakterart?
Wer kann Dir Deine Einsamkeit nehmen,
Dich begreifen, Dir entsprechen?
Dich spüren lassen, Du bist jetzt Zuhause.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SICH DAZU GEHÖREN

Wem fühlt sich
Die Frucht
Zugehörig?
Dem Baum
Oder
Dem Boden?

Als die Frucht
Trotziges Kind
Den Baum verließ
Dem rufenden
Boden
In den Schoß sprang

Lachte der Baum
Dankend
Zum Boden und
Sagte:
Du sicherst mir
Nur meins.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung