TÄGLICH REIBEN

An dem Tag, an dem ich nicht schreibe 
Sterbe ich. Nahrung meinem Seelenleibe
Ist das Abschneiden täglich einer Scheibe
Des Unsichtbaren. Ich reibe, ich reibe
An der Lampe an dem Dschinn an dem Weibe
Das Bild, das entsteht; die Geister, die ich vertreibe
Das Ziel, das stets winkt, das ist meine Bleibe.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DICH DURSTFORSTEN

Es ist interessant, in Dir herumzuforsten

Kann man das so sagen?
Ich werde es wagen,
Du glättest die Wogen.

Manch ein Vogelschrei
Aufgeschreckt und überrascht
Überrascht und erschreckt mich auch

Die plötzlichen Blumen
Die mich in Deinem Wintergarten beobachten
Sind fesselnder als die vielen Tieraugen in Dir

Es macht Sinn, daß Du so viele Tiere bist.

Berg und Tal und Bach und Busch
So fühlt es also sich an, zu dürsten?
Es ist interessant, Dich zu durchforsten.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

KLEBSTOFF

Lützerath Demo 14.01.2023 / & Fecher bleibt / FFM
Sie kleben
Plakate
Sich
Hoffnung
Wut
Angst
Entschlossenheit

Wände sind nicht groß genug
Straßen sind nicht laut genug

Herzen allein böten genug Platz
Für mehr als jeden kämpferischen Satz
Zum Schutz von jedem gesunden Schatz
Vom Fechenheimer Wald zu Lützerath.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FÜHREN UND FOLGEN

Ich bin nervös sagte sie
Die Nervosität, flüsterte er, ist eine
Charaktereigenschaft der Magie,
und führte sie wieder an ihrer Leine.

Ich möchte keinen Fehler machen
sagte sie zögernd, zitternd, zaghaft
Fehler, sagte er mit einem Lachen,
sind ein Beweis der Leidenschaft

Und sie nahm seine Hand wie eine Leine
zog ihn fest zu sich mit einem Lachen
Und er wurde nervös und spürte seine
Angst, einen Fehler zu machen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung