Wie lange schon Strecken wir die Arme aus, hoffend Hände Hände suchend Finger sich sehnend nach sehnenden Fingern Wie lange schon Kommen wir uns langsam entgegen? Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an Und eine Ewigkeit wird es auch ewig sein Denn Du warst auf einmal weg. Angekommen am Treffpunkt Berührte meine Anwesenheit Deine höfliche leere Abwesenheit. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
der Leidenschaft
ZEILEN DA ZWISCHEN
Dein jedes Wort ist mir zwei das Gesagte und Ungesagte Zu zweit wären wir heimlich drei zwischen uns läge das Ungewagte und kommen und gehen wären einerlei. Du antwortest mir das Ungefragte mit Deinem rauen, mit Deinem rauen Schrei Und mein Name war der Angeklagte. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ANFASSEN
Ziehe niemals Deine Liebe aus Sonst wirst Du anfangen, sie zu hassen Ich habe das Licht ausgemacht Jetzt kannst Du kommen, wie abgemacht Ich habe mein Herz angemacht Möchtest Du mich anfassen? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DUNKELICHT
Dein Lächeln ist Dein schönstes Teil Schöner als Deine schmutzigsten Worte. Dein Lächeln ist Dein schmutzigstes Teil Schmutziger als Deine schönsten Worte. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WACHKÜSSEN
Ein Kuss weckte Schneewittchen aus dem Schlaf. Doch ein Kuss hat viele andere in den Schlaf versetzt, Aus dem sie ohne Kuss später erwachten verletzt, Verwirrt, enttäuscht, erwachsen, klein, entsetzt, Ohne Prinz, ohne Prinzessin, ausgetauscht, ersetzt, Dieses begreifend: der Kuss wurde überschätzt Als Vermittler der Botschaft: Du wirst wertgeschätzt; Dieses begreifend: der Kuss wurde unterschätzt Als Schlafmittel, das Deine innere Klarheit zersetzt. Du brauchst nicht zurückrufen, die Leitung ist besetzt. Du darfst nicht stören, es wird gerade geschwätzt - Wachgeküsst wird Schneewittchen gerade aus dem Schlaf! Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
STÜRMISCH
Leidenschaftlich stürzt der Himmel sich auf die dunklen Berge - plötzlich ist es überall nass - und sie sind sehr laut. Diese Sehnsucht hat sich lang gestaut. Es blitzt wie ein helles Lachen Es donnert wie das Erwachen von etwas, das nur nachts in Bergen wohnt und nur die Hemmungslosen belohnt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZU NEHMEND
Noch einmal Denn einmal Ist nicht genug Der Mond kommt immer und immer wieder zur Nacht Mit der Nacht In der Nacht Davor und danach Wiederholung Wieder Erholung Wiederholung. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NACHTBEDARF
Die Nacht hat einen großen Bedarf Ich bin gefühlt ihr zweites Selbst Sie will mich schlucken, ganz Ich will sie überwinden wie Distanz Sie ist gefüllt mein zweites Selbst Voll mit allem, was ich nur nachts darf. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ANZIEHUNGSKRAFT
Du bist leicht zu beeinflussen Deine Seele wahrlich eine kleine See Ich schaue hoch zum All da draussen wo ich nur den einen Mond seh… Du schaust mich an und fließt zu mir Deine Augen, sind sie… sind sie erregt? Schau nicht nach oben, mein Vampir Du bist der Mond, der mich bewegt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SALZIG
Salzige Worte schmecken am besten breitbeinig fester Stand im Leben einstecken ohne einzugehen Schweigen zeugt von Intensität Belohnungsaufschub verdoppelte Befriedigung Reife und Erfahrung verstehen die Zeit: Gipfel sind kurze Momente sei es Schmerz oder Freude sie kommen, hart und sie gehen wieder alles geht immer wieder weiter selbst Süßwasser fließt irgendwann sehnsüchtig und gerne in das salzige Meer… Immer und immer wieder. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung