Wer kann uns geben was unser Land uns nie oder nicht mehr gab? Wer kann mir wegnehmen was ich auch Zuhause sowieso nicht hab? Im Ausland findet man nur Asyl, Duldung. Wer Sehnsucht nach Zuhause hat der muß über langen schwierigen Weg innerlich zurück - oder weiter - in die Heimat. Glücklich sind die Neugeborenen Traurig sind die Neugeborenen Zuhause im Asyl. Asylanten in der Heimat. Zuhause in der Fremde. Fremd in der Heimat. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Auswanderer
DIE LANGE REISE
Wichtiger als der Ort an dem Du lebst, ist der Ort, der in Dir lebt. Die meisten Migranten kommen niemals an - Wer hat das noch nicht erlebt?: Du besuchst einen Einwanderer Zuhause, findest dort eine Hülle dessen Geist noch auf dem Weg klebt. Und sie warten und warten auf die Familienzusammenführung mit sich selbst. Unvollendete Reime. Fahrzeuge, Boote, Flugzeuge sind alle viel zu schnell - Ans Ziel bringen Dich alleine Deine eigenen Beine. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
TREFFPUNKT: ZAUBER
Wo bist Du, Einwanderer? Bist Du wirklich hier? Oder bist Du noch dort, wo Du hierher gekommen bist? Denn keiner kommt wirklich an. Niemals. Wo bist Du Auswanderer? Haben die es dort kapiert, wenn Du mit ihnen redest und lachst, daß Du noch nicht angekommen bist? Denn keiner kommt wirklich an. Niemals. Wie schön der Sonnenaufunduntergang Magisch der Staffellauf der Jahreszeiten Da spricht ein Geist, den Ihr so versteht und ich anders - doch eines ist gleich: Wir sind beide gleichsam verzaubert. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SEHNSUCHT NACH ANKUNFT
Wie noch nicht bis zu Ende durchdachten Gedanken
stürmten wir bis ans Ende der Welt
fanden dort und an jedem dazwischen liegenden Ort
keinen Sammelpunkt unserer Würde,
wurden zu Würdeträgern ohne Tragenden oder Tragbaren
oder Getragenen.
Jetzt ertragen uns fremde Heimatschützer und wir sie,
wir vertragen uns gegenseitig gerade noch
mit Mühe und lästiger Würde.
Schnell erkannten wir den Betrug unserer Gedanken
die uns hinaus trugen aber nicht hinein –
das ist die Art von unfertigen Gedanken
sie sammeln ihre Punkte unterwegs und lassen sich verändern
getragen von dem Wunsch nach Erfüllung.
Da sind wir also, Wunsch- und Wundenträger
ohne Linderung durch unsere verstreuten Kinder
die unseren zerstreuten Gedanken nicht folgen können
sie aber irgendwie vollenden müssen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
