DU WEISST

Du weisst, wenn Menschen lügen.
Du spürst es fein.
In der Empfindung gibt‘s kein Betrügen,
der Verstand allein
denkt sich gerne sein Eigenes dabei,
erzeugt dazu den passenden Gefühlsbrei,
lässt sich blind in die Täuschung einfügen.
Und dennoch und dennoch und dennoch…
weißt Du es unterbewusst doch!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

MANCHER SIEHT DICH MIT SEINEM HERZEN

Mancher sieht Dich mit seinem Herzen,
nicht mit seinen Augen -
Alle Deine körperlichen Schönheiten
werden hier nicht taugen.

Mancher hört Dir mit seinem Herzen zu,
nicht mit seinen Ohren -
Ob kühl oder weinerlich Deine Worte sind,
da hast Du schon verloren.

Mancher tastet nach Dir mit seinem Herzen,
nicht mit seinen Händen -
Er empfindet Dein wahres Wesen deutlich,
hinter allen Deinen Wänden.

Schweigen hat stets eine Doppeldeutung,
Worte eine zweifache Funktion -
Wer nicht ahnend hinter die Kulissen schaut,
der lernt nie seine Lektion.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

EMPFINDE DIE ERBSE

Übe und lerne unruhig zu liegen
auf weichen sanften bequemen Betten
wie die Prinzessin auf der Erbse -
Deine Empfindung wird Dich retten
im Dunkel ohne Stab, ohne Leiter, ohne Kerze
wird ein Hauch des Falschen Tonnen wiegen
auf Deinem Gemüt. Du wirst es spüren,
eine feine Empfindung ohne große Erklärung -
Schichten von Geschichten ersticken sie nicht -
Wenn etwas nicht stimmt, fühlst Du die Störung.
Und das Empfundene, ob Gericht oder Gedicht,
spürt stets die Worte auf, die dorthin führen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DAS WEISS NUR MEIN HERZ

Was fühle ich für Dich?
Nicht mal mein Kopf weiß es -
Das weiß nur mein Herz.

Wohin bringt meine Sehnsucht mich?
Nicht mal mein Verstand weiß es -
Das weiß nur meine Empfindung.

Verstehen sie jemals, niemals, sich?
Ich taumele blind durch den Schmerz
und erwache erst in ihrer Überwindung.

Verstehen sie jemals, niemals, sich?
Meine innere Stimme erklärt‘s
aber Denken sieht nicht die Verbindung.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BAUCHGEFÜHLE

Irgendwas wächst in meinem Bauch
Da ich weder schwanger bin noch mich krank fühl
Bleibt nur die eine Schlussfolgerung:
Es wächst in mir ein Bauchgefühl.

Eine gewisse Ungewissheit -
Oder eine ungewisse Gewissheit?
Denn das etwas ist, das weiß ich gewiss,
Nur ist das genaue Wissen etwas ungewiss.

Dieses Warten auf Bestätigung
Und, manchmal, Hoffen auf Widerlegung…
Schweigen war immer mein bester Freund
Und riet stets leise zur Vorbereitung.

Auf Veränderung, denn Menschen ändern sich;
Auf Wiederholung, denn Menschen bleiben gleich;
Weißt Du noch, als ich Dein Bauchgefühl war:
Und eroberte tatsächlich wie befürchtet Dein Reich.

- Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BAUCHGEFÜHL

Ich nehme meine Vergangenheit
mit mir in die Zukunft immer
vorsichtshalber – denn immer
ergibt sich eine Möglichkeit
Nein, die Notwendigkeit
Altes gut zu machen, unerwartet
doch erwartet; das Leben
vergisst nichts, es wartet und wartet
um uns unseres zurück zu geben.

Wie bei einem Gedicht. Man hat
eine Ahnung, das es noch nicht
fertig sei, weiß aber nicht
was noch kommen wird…
Wer abschließen will, muß für alles
offen sein.

– Che Chidi Chukwumerije.