DENKE NIE AN DAS MORGIGE GEDICHT

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Gestern habe ich mein 2000. Gedicht in Folge geschrieben und in meinem Blog http://www.chechidi.me veröffentlicht im Zuge meines Projekts, das als Jahr began und im Anschluss darauf zum Jahrzehnt der deutschen Dichtung wurde und immer noch ist. Und weiter läuft. Und macht immer noch Spaß. Der Trick dabei: Ich denke nie an das morgige Gedicht, nur an das heutige. Und ich fasse mich immer so kurz wie möglich, egal wie groß das innere Bild ist, das ich wörtlich verdichten möchte.

Fokussiere Dich auf den heutigen Tag und erfüllen ihn, täglich. Befreie Dich fein von gestern, es ist vorbei. Hadere nicht zu sehr mit morgen, er wird Dich unterrichten und Dir den Weg weisen, sobald es soweit ist. Besinne Dich aber ernsthaft des heutigen Tages und borge den Schatz, den er für Dich bereit hält. Das Leben ist in diesem Moment. Die Ewigkeit ist der Augenblick, von Augenblick zu Augenblick. Lebe der Gegenwart!

Und auch dieser Moment ist schon vorbei.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GESCHENK AN DIE NACHT

Weil es mir eine Freude macht,
aus sonst keinem anderen Grund,
habe ich mir meinen kleinen und
großen Spaß ausgedacht,
täglich in Dichtform einigermaßen
mein Innenleben zusammenzufassen,
mein Geschenk an die Nacht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

DICHTERHERZ

Ein Kind ging im Wald spazieren
und merkte irgendwann
die Schönheit der Steine überall;
sie zogen ihn in ihren Bann.

Er nahm einen Stein in die Hand,
drückte ihn gegen sein Gesicht;
der Stein schien plötzlich zu reden,
erzählte dem Kind ein Gedicht.

Und jeder Stein, den er nahm,
erzählte ihm sein eigenes Poem,
drang tief in das kindliche Herz ein,
hauchte ihm ein sein Zauberodem.

So sammelte es jahrelang Steine,
trug sie aus dem Wald hinaus -
und aus allen diesen Dichtungssteinen
baute es sich ein Haus.

Das Kind wurde erwachsen,
der Erwachsene lebte und starb
und nach einer langen langen Zeit
wieder auf der Erde geboren ward.

Und wuchs und spielte und suchte
und strebte und wusste nicht:
es wohnte tief in seinem Herzen
für jeden Tag ein Gedicht.

Bis eines Tages die Liebe,
an einem anderen Tag der Verlust,
dann Verrat, Sehnsucht, Sünde, Reue
sprengten das Herz in seiner Brust.

So fand er in seinem Schmerz,
daß tief in seinem Geiste
sein Herz war felsenfest und stark,
egal wie tief er hinein reiste.

So reiste er weiter durch den Wald
in seiner Seele und fand
eines Tages einen Garten dadrinnen,
in dessen Mitte ein Haus stand.

„Zuhause!“ wusste er wieder,
denn es war tief und es war schlicht
Und nun hat er wieder, glückliches Kind,
für jeden Tag ein Gedicht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

TÄGLICH DICHTER

Du stellst mich auf den Pranger
Ich bin täglich Vater
täglich hoch schwanger
täglich gebärende Mutter
und buchstäblich Dein Handlanger.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

JEDEN TAG EINE NEUE SONNE

Und täglich grüßt die Richtung
Die Du gehen musst
Bewusst oder unbewusst

Und täglich grüßt die Lichtung
Wo Du Dich ausruhen
Darfst und Einfaches tun

Und täglich grüßt die Sichtung
Deines Mondes Deiner Nacht
Monde zögern, Deiner lacht

Und täglich grüßt die Gewichtung
Deiner Lebensziele
Denn sie sind viele

Und täglich grüßt die Dichtung
Denn durch Wiederholungen kriegt
Der Tag das Jahr langsam besiegt.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das 1. Jahr der deutschen Dichtung