Wir lachen, obwohl wir ernst sind - Wir lachen, weil wir ernsthaft sind - Zu ernstlich, zu schwer, zu intensiv, deshalb lachen wir, mildernd, defensiv. Wir schweigen, obwohl wir viel zu sagen hätten, denn Worte schmiegen oft die schwersten Ketten - Und sollten wir fallen, wer könnte uns noch retten? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Ernst
MEINE INNENSEITE
Dennoch bin ich bitter ernst auch wenn ich lächle und lache… Dennoch bin ich beschäftigt auch wenn ich nichts mache… Dennoch bin ich unterwegs auch wenn ich daheim liege… Dennoch bin ich Zuhause auch wenn ich da oben fliege… und Heimweh kriege… Dennoch glaube ich an Gott auch wenn ich dem Teufel erliege… Dennoch bekämpfe das Böse auch wenn ich ihm gegenüber leicht wiege auch wenn ich mich immer wieder verbiege auch wenn ich manchmal falsch abbiege ich werde kämpfen, bis ich siege. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
NOCH EIN LÄCHELN ÜBRIG
Ein Lächeln habe ich übrig Wem soll ich es schenken? Laute Welt, bitte werde ruhig Laß mich in Ruhe klar denken Eine kleine Kerze, gut geschützt, kann tausend Kerzen anzünden Ein ernstes Lächeln unterstützt schmerzvolle Sühnen von Sünden Ein Erdenleben, ernst genommen, kann ein ewiges Leben bedeuten Ein Lächeln, von Innen gekommen, schlägt die meisten Therapeuten Laute Welt, werde jetzt ruhig, Die Zeiten sind am Wenden. Ein Lächeln haben wir noch übrig Wir wollen es nicht verschwenden. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EIN ERNST
Zu viele Worte Nichts gesagt Im Herzen ein Ernst Zu tief für Worte Ein Ernst, der dies beklagt: Zu viele Worte Nichts gesagt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHWEIGEND EMPFINDEN
Manchmal spürt der Mensch in seinem eigenen Inneren eine Tiefe so ernst, einen Ernst so tief, keinen feineren Begriff dafür gibt es als Wahrhaftigkeit, irdischer ausgedrückt als Ehrlichkeit, aber am Kindlichsten als die Einfachheit. Wer gründlich empfinden kann, der schweigt vollkommen ab und an. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MEINE MASKEN
Mein Herz genanntes Erz
Mein Stärke genannter Schmerz
Mein Ernst genannter Scherz
Meine Schweigen genannte Terz.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LAUTER UND IMMER LAUTER
Mein Neujahr fängt nicht mit Feuerwerk an,
sondern mit Schweigen und innerem Glockenklang –
lauter in meinem Ohr als jeder Gesang –
nicht mit Feiern und Lachen und Reden,
sondern mit Nachdenken und Sinnen –
das, womit ernste Dinge immer beginnen.
Denn die Welt wird lauter und immer lauter,
und Jahr für Jahr frage ich mich subtil,
was sie wohl übertönen will.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WACHFALTEN
Sie lachte ernst
und ihre waren keine Lach-
sondern Wachfalten
denn sie beobachtete gerne
mit wachem Geist
das unausgesprochen Gedachte
mit einer Sachlichkeit
die sich aus kargen Narben entfaltete
wie ein Nachtfalter aus dem Drange
zum Leben heraus sich entfaltet
und das Fliegen bewältigt.
Aber bei ihr war es noch mehr
Mehr Schweigen als der Nachtfalter
Empfindung wie ein Lichtschalter
Obwohl noch im jungen Alter
Wachsam wie ein Geheimnisverwalter
Schatz versteckt unter ihrem Busen…
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
HINTERGRÜNDE
Neben bei geäußert
Ach das schreibst Du nur so
Du glaubst das doch nicht wirklich
Was mich einst hätte verunsichern können
In jüngeren Jahren
Streift nur leicht und prallt wieder ab
Die Frage: Was an mir mag sie eigentlich?
Was bindet sie an mich?
Denn meine Worte sind es nicht.
Ich schmunzele amüsiert
Nach einigem suchenden Nachdenken
Ein bißchen desinteressiert
Ich schaue aus dem fahrenden Fenster
Ihre Doppelgänger überall emsig unterwegs
Was bindet sie an einander?
Was bindet tatsächlich Menschen an Menschen?
Und dann im Busfenster selbst sehe ich:
Mein Spiegelbild – bist Du das wirklich?
Glaubst Du wirklich Deine eigenen Worte?
Seine innere Stimme spricht in mir: Doch!
Ich schreibe das nicht nur so.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Jahr der deutschen Dichtung
GRALS-GEHEIMNIS
Das Wort steigt empor
Übersteigt die Grenze aller Wortspielerei
Eine neue Erneuerung, wir stehen ihr bevor
Und wieder tiefste Anbetung; bei manchen, Träumerei
Die Welt nun voll von Herzen
Die sich sehnen, einfach nur sehnen
Die Welt voll auch von Schmerzen
Und salzigen Tränen
Nun warum weinst du, mein Herz?
Spürst du’s nicht, wonach du dich sehnst?
Warum weinst du so, Menschenherz?
Erträgst du’s nicht, wenn du dich ausdehnst?
Das Licht soll in die Erde einbrechen
Aus dem Gefäß bricht’s: Brot, Wasser und Wein
Das Licht soll dann über die Welt brechen
Und dazu sollst du auch ein Mittler sein.
– che chidi chukwumerije.
