Ich habe gelernt zu warten Ich habe gelernt Das Herz ist ein Garten Alles hat die Zeit betreut Alles, was einen Mensch bewegt hat die Zeit empfangen und gepflegt auch das, was er später bereut Manches hat sie wachsen gelassen, dies habe ich gelernt - beim Hoffen, Fürchten, Lieben, Hassen - aber manches hat sie entfernt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
garten
WENN SCHMERZ EINE BLUME WÄRE
Wenn Schmerz eine Blume wäre, wären unsere Herzen Gärten - Träume, die wir gestern nährten; Sorgen, die in uns einst gärten und uns das Hoffen erschwerten; Der Verlust früherer Gefährten; Alle blühten auf in unseren Gärten, wenn Schmerz eine Blume wäre. Tränen süß wie Regen, die das Verlangen erregen, die Sehnsucht nach dem Licht - Ein Herz, das bricht … und aufbricht dem Licht entgegen fieberhaft mit tausendfacher Blumenkraft! Wenn Schmerz eine Blume wäre, wären unsere Herzen blühende Gärten. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DEINE BLUMEN
Deine Blumen blühen schon lange und blühen schon lange als Dauergäste im Garten meiner ältesten Empfindung. Ein Baum hat Arme, wir nennen sie Äste und sie tragen viele Umarmungen, wir nennen sie Blumen, und als eine Geste ihrer Reinheit streicheln sie uns äußerlich nur zart, und drücken dabei innerlich feste. So sind Deine Blumen drinnen mein zartes Herz und draußen meine kugelsichere Weste. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
AUGEN ZU UND DURCH
Augen zu und durch die Pforten in einen Garten - Schöne Empfindungsblumen der freudigsten Arten - Buntes Innenleben fest verankert in zarten Wahrnehmungen der Freude die mich dort erwarten. Das sind die Momente wo Bücher mir nicht reichen - Netflix und Soziale Medien bieten nichts zum Vergleichen - Gespräche, Spaziergänge stellen nicht solche Weichen. Ich schließe meine Augen, nur so kann ich dort erreichen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DICHTERHERZ
Ein Kind ging im Wald spazieren und merkte irgendwann die Schönheit der Steine überall; sie zogen ihn in ihren Bann. Er nahm einen Stein in die Hand, drückte ihn gegen sein Gesicht; der Stein schien plötzlich zu reden, erzählte dem Kind ein Gedicht. Und jeder Stein, den er nahm, erzählte ihm sein eigenes Poem, drang tief in das kindliche Herz ein, hauchte ihm ein sein Zauberodem. So sammelte es jahrelang Steine, trug sie aus dem Wald hinaus - und aus allen diesen Dichtungssteinen baute es sich ein Haus. Das Kind wurde erwachsen, der Erwachsene lebte und starb und nach einer langen langen Zeit wieder auf der Erde geboren ward. Und wuchs und spielte und suchte und strebte und wusste nicht: es wohnte tief in seinem Herzen für jeden Tag ein Gedicht. Bis eines Tages die Liebe, an einem anderen Tag der Verlust, dann Verrat, Sehnsucht, Sünde, Reue sprengten das Herz in seiner Brust. So fand er in seinem Schmerz, daß tief in seinem Geiste sein Herz war felsenfest und stark, egal wie tief er hinein reiste. So reiste er weiter durch den Wald in seiner Seele und fand eines Tages einen Garten dadrinnen, in dessen Mitte ein Haus stand. „Zuhause!“ wusste er wieder, denn es war tief und es war schlicht Und nun hat er wieder, glückliches Kind, für jeden Tag ein Gedicht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EDEN
Innenreich sucht Außenbereich –
Versucht, doch Sehnsucht allein
Reicht nicht aus. Wissen machte Seich.
Ohne Gewissen. Mit, macht es leicht.
Mut braucht Demut um Eden zu sein.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
IM GRUNDE GENOMMEN
Es gräbt im Garten ein Gärtner
Und dann, nach langem Graben,
Gräbt er im Grunde genommen aus
Seinem Sein und seinem Haben
Seine ewige Sehnsucht heraus.
Je mehr er gräbt, desto mehr findet er
Und immer tiefer wächst seine Sehnsucht –
Je mehr er schöpft, desto mehr verschwindet er
Im Grunde genommen in seiner Sehnsucht
Nach seinem Sein und seinem Haben.
Es begräbt sich im Garten ein Gärtner
Und so, nach langem Begraben,
Begräbt er im Grunde genommen in
Seinem Sein und seinem Haben
Seine ewige Sehnsucht.
Dann stieg er aus und ließ die Erde wieder hinein,
Gab Wasser und kümmerte sich nicht mehr groß darum –
Übergab alles der Natur, dem großen Gärtnerlein;
Die pflegte ihm, in ihrer Art, unermüdend, stumm,
Einen Baum gewurzelt in der unendlichen Sehnsucht –
Jetzt braucht er nur kommen und nehmen die Frucht:
Sein Haben und sein Sein
Und die unsterbliche Sehnsucht nach den Zwein.
– Che Chidi Chukwumerije.
