DIE MASKEN WERDEN ECHTER

Die Masken werden echter,
dichter, versteckter, sitzen aufrechter
als die echten Gesichter.
Sie reden klug, sind keine Schwätzer,
sie merken, ich werde geschwächter,
sie lächeln nett doch ich höre Gelächter -
Die Masken sind keine Fratzen mehr, schlechter
noch: sie sind das schöne Gesicht unserer Geschlechter.
Versteck Dein wahres Gesicht nicht mehr -
alle halten Dich eh trotzdem für ein Maskierter.
Deine Ehrlichkeit wird Dir Dein bester Wächter.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

EREIGNISHORIZONT

Manche ziehen die Masken schon runter
Andere haben sie noch an
Beide zeigen ihr wahres Gesicht

Maskenträger gibt es keine mehr
Faktenchecker noch weniger
Wahrhaftige und Fake sind beide echt.

Nur die eigene Wahrheit fällt nun ins Gewicht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

OHNE FILTER

Zeig mir Dein Gesicht
ohne Filter.
Der wärmste Filter
ist trotzdem kälter.

Je sanfter, weicher, glatter,
desto rauher und älter.
Je glänzender, desto matter,
je perfekter, desto entstellter.

Zeig mir das Unvollkommene in Dir,
Du und ich wissen ganz genau:
Das ist das Perfekteste in Dir.
Das Echte ist das Beste an einer Frau.

- Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GESICHTER

Die Gesichter.
Leinwände menschlicher Geschichten.
Jedes Lächeln ein neues Kapitel
mit Seiten und Unterseiten.
Ein Satz spricht Geschichten,
ein Absatz schreibt mehrere Leben
in einem Abenteuer von Liebe und Verlust.
Scherz schmückt manch einen Leidensweg
aber Schmerz kann man lesen, immer,
Verzweiflung beobachten wie einen Film,
der sich langsam entwickelt -
Alle Bilder sind beweglich, selbst der Toten.
Zwischen den Zeilen weilen Zweifel und Angst,
List nimmt immer einen und noch einen Twist.
Hass war nie eine Maske,
Frag jemand, der schonmal hasste.
Doch die Geschichte der Freude ist
die Liebesgeschichte zwischen Sonne und Hoffnung.
Es gibt aber eine Seite, die ich immer
und immer wieder neu lese -
Das ist die der Entschlossenheit.
Schau einem Menschen einmal tief ins Gesicht:
Der Blick, mit dem er Dich trifft,
das ist sein Gedicht.

- Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MENSCHEN, WIE MONDE

Menschen, wie Monde,
Sind näher nicht das, was sie weitaus scheinen
Lachen sie? Nein, sie weinen

Menschen, wie Monde,
Wechseln ständig phasenweise ihre Absicht
Nennen das Gezeigte ihr Gesicht

Menschen, wie Monde,
Ziehen ihre Bahnen, brauchen ihren Raum
Und sind doch gefangen in eines andern Traum

Schick zuerst Deine Sonde
Etwas aus Deinem Inneren, was Inneres in anderen erweckt
Denn viel zu viel ist in dem Menschen versteckt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

MASKENGEDICHT

Maskenpflicht
Versteckspiel
Zeig nicht Dein Gesicht
Verrat nicht Dein Ziel

Schutzschicht
Oder Lügenpflicht
Unklare Absicht
Und ein ungutes Gefühl.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung