Alle diese Gedanken, die wir denken, in die Welt setzen, was geschieht mit ihnen? Die die ätzen, vernichten, verletzen. Wir kommen und gehen aber unsere Gedanken bleiben wie unsichtbare Wolken die verdichtend nicht weiter treiben. Gedanken der Habsucht, der Ichsucht und der Selbstsucht, Gedanken der Eigensucht und weniger der Lichtsehnsucht. Ab und zu in der Wüste hier und da ersprießt unerklärlich eine einsame tapfere Blume. Halte durch, Du bist unentbehrlich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Ichsucht
MICH
Mich - Das, was es am wenigsten gibt. Mich - Das, was es am meisten gibt. Mich. Jeder sieht Mich. Jeder übersieht Mich. Keiner kennt Mich. Keiner verkennt Mich. Alles, was ich über Mich denke, ist falsch. Alles, was alle über Mich denken, ist falsch. Nur die Schöpfung kennt mich. Und die Schöpfung will Mich, kann Mich, wird Mich zurechtbiegen oder zerbrechen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
VERGEBLICHES BABEL
Der Herrenmensch ringt in sich mit Mensch Wird ihm nicht Herr Einen Körper teilen zeigt sich in den Körperteilen die das Innenleben mitteilen Ein Blick in die Augen reicht um seinen Kampf zu sehen gegen die Ewigkeit! Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ICHSUCHT IST KEINE BRÜCKE
Nie waren wir selbstbestimmter und selbstbestimmender Nie waren wir tauber und blinder Nie das Leben unerfüllender Zu viel Ich, zu wenig Wir Wer alles besser weiss, weiß es nicht Ichsucht ist keine Brücke von mir zu Dir Wer immer Recht hat, hat es nicht. Che Chidi Chukwumerije Das Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WAS HABEN WIR NOCH ÜBRIG?
Wenn der Krieg jetzt käme,
was hättest Du?
Grundgesetz oder Grundstück?
Welches sichert Dir Ruh?
Wer besitzt Edelmetall oder Mineral?
Wer hortet Waffen?
Unser armes Ergebnis von Jahrtausenden
von evolutionärem Schaffen.
Was haben wir übrig?
Machtgier, Ichsucht, Fremdenfeindlichkeit.
Da Menschen keine Aliens sind,
herrscht hier bloß die Menschenfeindlichkeit.
Die Übermacht des Stärkeren,
des Schwachen Machtlosigkeit.
Erneut die enttäuschte Sehnsucht
nach friedfertiger Menschlichkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BENUTZER
Die Häuser stehen zueinander
Wie Menschen in einer Menge
Und sind zueinander und füreinander
Die einzige Gleichart, die sie haben.
Die Bäume stehen zu einander;
An ihren Beinen klammern sich Gras und Blumen;
Wie interessante Gedanken
Besuchen sie Vögel und Insekten und Eichhörnchen
Die Menschen stehen gegeneinander –
Das ist ihre Art, zu einander zu stehen –
Und lieben die Häuser und lieben die Bäume
Und lieben die Autos und lieben sich
Denn Benutzen ist ihre Art und Weise, zu lieben.
Was er nicht benutzen kann, liebt er nicht,
Der Mensch. Die Häuser, die Bäume,
die Autos, den Mitmenschen, die Erde, ohne Gewissen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WARTE NICHT AUF BEIFALL
Der ganze Tag
War hell mit Wunder überall
Doch Du warst auf der Suche
Nach Beifall
Die Merkwürdigkeit der Menschheit
Mit ihrem millionenfachen Sein –
Merktest Du es?
Nein.
Die vielen anscheinenden Zufälle
Die Dir das Leben täglich schenkt
Als möchte es, daß Du über
Seine versteckten Gesetze nachdenkst
Die paar leidenden Menschen
Die über Deinen Weg wanderten
Auch die warten auf etwas…
Doch wie viele geben es dem anderen?
Die Ichsucht, begriff ich
Verleitet zu Lebenszeitverschwendung
Je kleiner der Mensch
Desto größer seine Einbildung
Warte nicht auf Beifall
Nimm den Tag stattdessen
Er schenkt Dir Hochwertigeres
In all Deinen Erlebnissen.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
ALLES, NUR KEIN SPIEGEL
Jahrelang schlug
Er sie, bespuckte
Sie, vor den Augen ihrer Kinder
Beschimpfte sie, auf erniedrigendster Weise
Vergewaltigte sie
Und war tief atmend König
Dann geschahen zwei Dinge
Sie verließ ihn
Und ein anderer fand sie
In der Wildnis
Jetzt sucht er schnaubend
Nach einem Schuldigen – der andere
Nach einem Untreuen – sie
Nach einem Begünstigenden – die Gesellschaft
Nach einem Verräter – falsche Freunde
Nach einem Opfer – sich selbst natürlich
Nach Mitleidenden – sein Stolz und seine Ehre
Nach einem Rächer – seine Gottheit
Er sucht überall nach allem Möglichen,
Nur nicht nach einem Spiegel.
– Che Chidi Chukwumerije.
ATLANTIS FÄLLT WIEDER
Die Hüter des Grales
Wollen den Gral für sich behalten
Macht-trunken
Zu stolz zu fallen
Stürzt das Volk eben tiefer, härter
Atlantis gesunken.
– Che Chidi Chukwumerije.
