Flügelschlag lautlos winkend die Ferne langsam näher bringend Der rosarote Abend absinkend mein Herz zum Seufzen sanft zwingend Der Natur Malerei austrinkend Tränen meiner Seele auswringend mich mit Dir und mit Schmerz verlinkend Auf Abschluss wartend - dringend. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Liebeskummer
NÄHE OHNE DISTANZ
Genesung ist besser als Impfung
Gegen die Liebe kannst Du nicht geimpft werden
Nur der Liebeskummer wird Dich heilen.
Vorher warst Du ein Superspreader
Jetzt bist Du ein Maskenträger
Niemand kennt Dein wahres Gesicht mehr.
Doch, ach! Wie Du Dich sehnst
nach dem Lachen wieder, nach Händen,
nach intimer Nähe ohne unsozialer Distanz.
Liebe wiederholt sich und wiederholt sich
Immer wieder erwischt Dich eine neue Variante
Egal wie oft Du geimpft bist.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SEHNLICH
Wie sehnte ich mich nach Dir
als sehnte ich mich nach mir
und als Du verschwunden bliebst,
starb mit Dir der Mensch, der ich war.
Jetzt schaue ich jeden Morgen
aus dem Fenster nervös in die Ferne
und bete inbrünstig, sehnlich, daß
Du nie wieder auftauchst.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
AMORS PFEILE
Nach der Liebe kommt der Kater
Verführer Amor war der Vater
Lebenslang nun ich die Mutter
Grimm und Bitterkeit das Futter
Meines gebrochenen Herzens
Es wurde schon Tabak verboten
Cannabispflanzen, Rauschschoten
Zigaretten und Rauch aller Arten –
Doch die Liebe ist im Lebensgarten
Das Rauschgift der besten Schmerzen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BEZIEHUNGSWEISE
„Ich wusste gar nicht
daß Du so prüde bist,“
sagte er ihr mit einem Lachen.
Sie verlor ihr Gesicht,
erlag seiner List,
ließ nach mit ihrem Wachen
und war plötzlich wach!
Öffnete sich eifrig,
floß mit fleißig,
frisch, saftig, fleischig.
Wollte das Gegenteil
beweisen, weil oh weil
– weil was? Schwach weil geil?
Oder geil weil schwach?
Nachdem er Schluss machte
und plötzlich wieder verschwand
aus ihrem unruhigen Liebesleben,
dachte und dachte und dachte
sie nach. Und bis heute fand
sie noch keine Ruhe im Leben.
Jetzt ist sie wirklich wach.
– Che Chidi Chukwumerije (11.01.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SPIEL MIR DEIN LEID
Gitarre meine sei Deine Zuneigung
Saiten Deiner Innenseiten warm und
weich ausgeweidet, zäh langgezogen
Deine weinende schreiende Sehnsucht
nach einem wiederkehrenden Refrain
diese Musik hat kein Ende – Kleine
Sendepausen zwischen Deinen Nöten
aber nichts wird sich wiederholen, außer
den Tiefpunkten Deiner Sehnsucht und
den Höhepunkten Deiner Sehnsucht.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
BRICH MIR DAS HERZ, DAMIT ICH SINGEN KANN
Brich mir das Herz, damit ich singen kann
Schenk mir den Schmerz, der zur Wahrheit zwingt
Reiße aus mir heraus, alles was ich bringen kann
Dann wirst Du erfahren, wie meine Liebe klingt
Die reinsten Töne, die verschieden sind
Dein Gewissen zerstückelnd, Glied um Glied
Oder rauh und verwirrt und dennoch voller Frieden sind
Und wenn sie schweigt, ist das auch ein Lied
Lindere den Schmerz mit nichts, was nicht echt ist
Unterscheide bitte nicht zwischen gut und schlecht
Frag nicht zuerst, ob Dein DU mir wirklich recht ist
Verfremdend intim sei es bitte wie ein Brecht!
Doch Achtung! Nach dem ich ganz geschiefert bin
Erstarke ich neu unter den Geistern, die ich rief
Und packe Dich hart, weil ich dann ganz geliefert bin
Und liebe Dich fürchterlich schwer und fürchterlich tief.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Jahr der deutschen Dichtung.
LIEBESKUMMER
Ich möchte wieder sterben
Nochmals so tot sein
Wie ich es war
Bis deine Augen mich zum Leben lockten
Wer hat dir das Recht gegeben
Mir das Atmen bei zu bringen
Ohne mich vorher zu warnen
Die Luft sei knapp?
Was mache ich überhaupt hier
In einem Gespräch ohne Vertrauen
Wo Lebendiges sich tot stellt
Totes unsere Denkfelder bevölkert?
Und dennoch – jetzt wo ich wieder lebe
Wie schön ist es, nach Luft zu schnappen
Zu lachen, zu weinen, nach zu denken
Schlaflose Nächte wieder zu leiden.
Ich zog aus dem Schlafzimmer
Für eine Nacht ins Wohnzimmer
Wachte um vier auf und las deine WhatsAppnachricht
Come back, I miss you!
– Che Chidi Chukwumerije
UNFASSBAR
Der hauchdünne Schmerz abermals
Jedes Mal, so wie Grausilbernrauchschwaden
Ihr Gedanke vorbei streift
Ich habe den ganzen langen Sommer
Im Loch nach dem Keime umgegraben
Zu entfernen des Schmerzes Brennwurzel
Ungekrönt von Erfolg
Jetzt härtet Herbst den Boden
Bis zum Frühling wird’s noch härter werden
Unter Schnee und Eis und ungetaut
Wird überwintern abermals in mir
Ungelöscht, mein Sehnen nach ihr.
– Che Chidi Chukwumerije.
ES WIRD WIEDER
Das Leben ist Verlust und Niederlage
Und deren Akzeptanz
Das Leben ist Veränderung und Wandel
Und Bewegung und Kohlentanz
Ist Wachsen und Reifen
Und älter und weiser werden
Es ist trauern und weinen und nachdenken…
Und lachen… denn es wird alles wieder gut werden.
– Che Chidi Chukwumerije.
