Ich habe von Menschen gehört, die ahnen, daß es nicht funktionieren wird, dennoch gehen sie wie getrieben der Liebe Bahnen entlang, hoffend es wird funktionieren doch - und verenden gefangen in einem Loch. Was ist diese Macht, die uns dazu zwingt zu tanzen, obwohl die Liebe nicht singt und nur die Musik des Rattenfängers klingt? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Lust
GROSS- UND KLEINREIBUNG
Manchmal bin ich groß Und Du machst mich klein Manchmal bin ich klein Und Du machst mich groß. Diese Groß- und Kleinreibung Meiner Sehnsucht und Lust - Wer hätte es gewusst? - Wie Medikamente ohne Verschreibung Fühlen sich irgendwie so an Als wären sie etwas Verbotenes Das bewirkt trotzdem was Gutes Denn ich genese daran. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SIGNALE

Sein Finger steckt in ihrem Gehirn
Es sind zwei Finger, sie passen perfekt rein
Einer für das Sushi hinter ihrem Stirn
Einer für die M… – nah, ich lass das lieber sein.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ANGEFASST IST NICHT BERÜHRT
Dieser Moment danach - Alles Anfassbare angefasst Gegenseitig Und sich immer noch nicht berührt Oder gerührt Innenseitig - Gegenwärtig bleibt die seltsame Distanz Alles Fassbare noch nicht erfasst - - Nur Leere, All-Einsamkeit Unterschwellig. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KRONE
Sie spielt ihn, ihren Saxofon, Und sie spielt ihn gut. Sie gibt an, gekonnt, den Ton. Er wird in seinem Mut Meinungslaut wie ein Megafon, Kündigt an, angeregt, ihre Sintflut, Macht sich zu ihrem Thron: Setz Dich!, was sie auch tut, Seine Krone, sein zweiter Hut. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NEUGIERDE
Deine Neugier ist Brot Ich beiße rein Ich lecke Dein Blut Und schmecke Wein Du schmeckst so gut Weiter oben am Bein Stell Dich nicht tot Du darfst noch nicht müde sein Ich komme wieder rein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ENTLADUNG
Sie schlich wie ein würziger Geschmack Meine Zunge entlang Gelang an mein Bauchgefühl Gefühlt elfmal gekommen in elf Minuten Krabbelte und kribbelte minutiös Wohlwissend meine Schwäche war ihre Munition Mutig und mutlos folgte ich Mund an Mund, ich war mundtot Und dann kam wieder der schöne Ausklang Ich zeichnete Runen ihre Rippen entlang Entladen, entspannt, befreit von dem Drang. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NIMM DREI
Hier ein Kuss
Da ein Biss
Ein Blick als Gruß
Ein Zug, ein Riss
Nun ein Seufzer, nun ein Schrei
Nimm nicht nur zwei, nimm auch drei
Frei. Frei.
Bist Du mit Herz und Seele dabei?
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FRUST
Manche kommen ohne zu gehen Manche gehen ohne zu kommen Manche kommen ohne abzugehen Manche gehen ohne Abkommen Frust Lust Was Du musst Unterscheidet sich von dem, was Du tust Sehnen, dehnen Nehmen, genommen Fragen, verzagen Weder gehen noch kommen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GESCHICHTE EINER KURZEN AFFÄRE
Gekommen
Genommen
Gekommen
Wieder gekommen
Wieder genommen
Wieder gekommen
Zurück gekommen
Zurück gestoßen
Zurück gegangen
Weiter gegangen
Weiter gefangen
Weiter verlangen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
