DIE VIELEN MENSCHEN IN DER STADT

Die vielen Menschen in der Stadt,
die täglich sich seelisch wappnen gegen
die vielen Menschen in der Stadt,
treffen in allen Ecken, auf allen ihren Wegen,
die vielen Menschen in der Stadt.
Dann ignorieren, irritieren, verletzen, erregen
die vielen Menschen in der Stadt
sich gegenseitig, ohne den Verdacht zu hegen,
die vielen Menschen in der Stadt:
dieses Sich-aneinander-Reiben ist ein Segen
für die vielen Menschen in der Stadt,
denn nur so können wir das Miteinander pflegen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MIT EINANDER

Das Miteinander 
Klappt nicht ohne einander
Beginnt mit dem Füreinander
Und durch die Reibung aneinander
Schauen wir tiefer ineinander
Entschärfen wir das Gegeneinander
Finden wir uns zueinander
Laufen gemeinsam oder nacheinander
In das echte Miteinander.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

STELL DIR VOR

Stell dir vor
du stellst dir vor
Was stellst du dir dabei vor?

Ein grünes blau?
damit wenn ich nach oben schau
Bäume blühen in Wiesen im Tau
kraft deiner Vorstellungskraft
Neue Welt, von dir mir geschafft
und geschenkt –

Und was stellst Du Dir dabei vor?
Tiere mit mehr Menschlichkeit
als Menschen? Sie schreiten
durch die Reihen streitender Menschen
Laden zum Besteigen ein und reiten
durch die blauen grünen Wiesen
bis weit in die fernen Empfindungen hinaus
wo wir von ihnen lernen
in Frieden mit allen und mit einander
zu leben.

Du liegst in mitten der grünen Lächeln
auf den blauen Feldern…
Kannst Du Dir das vorstellen?

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

MENSCH SEIN IST MENSCHSEIN TEILEN

Menschen leben
Um Menschen zu erleben
Und in dem gegenseitigen Erleben
Seiner Mitmenschen
Findet der Mensch
Die ergänzenden Menschenteile
Zu seinem Menschsein

Findet auch den Zugang zur Menschheit
In der geteilten Menschlichkeit
Und findet in dem Miterlebendürfen
Der Freude des Mitmenschen
An dem gemeinsamen Erleben des Menschseins
Auch selbst die Freude
Des Menschseins.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

Das ist alles, was ich sagen kann zu dem gestrigen Crowdfunding Seminar und zu dem Erlebendürfen von Reza und dem Kennenlernen auch von Doudou und Avdesh and Misha und Philipp.
Danke an Dorcas für die Einladung und an Social Impact Lab Frankfurt für die Organisation.
C.C.C. 29.06.19

GRENZSTEIN

Der Mensch, der Weltenwanderer
Hat auf seiner Expansionsreise
Sich vorgedrängt bis zur Grenze
Seiner widersprüchlichen Denkungsweise…
Weiß nicht weiter.

Zurück oder weiter?
Wo endet das eigene, beginnt das fremde?
Was darf man nehmen, darf man lassen?
Wie sehen Feinde aus, wie Freunde?
Was bestimmt Massen, Klassen, lieben, hassen?

Welche Grenze liegt noch unerforscht?
Denn alle erkennbaren haben wir bereits
Mehrmals erreicht, durchbrochen, überquert
Doch unbefriedigt brennt der geistige Lichtreiz –
Wir wollen weiter!

Che Chidi Chukwumerije
2019: Jahr der deutschen Dichtung

VERKEHR

Die Biene, die von Blume zu Blume
Fliegt, nimmt jede Blume mit sich
Bald ist der Wald mit sich Selbst verbunden
Ihr Summen singt ein Freudenlied

Jedes einst besuchte Land
Haftet sich dem Flugzeug ewig an
Der Mensch ist ein Strahl
Formgeworden im All

Überall wo ich einmal war
Laß ich ein Teil von mir zurück
Ersetzte es in mir mit einem Stück
Fremden Wesens, fremden Leidens, fremden Glücks

Wo liegt noch die Grenze zwischen Ich und Wir?
Ferner und näher?
Wie definiert man das Wort „Ihr“?
Es führt irgendwann alles zurück zu mir.

– Che Chidi Chukwumerije.
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

MITEINANDER

Ich bin Fremder in Deutschland
Und bekomme es zu spüren
Weniger ist mehr

Doch die Da-zugehörigkeit
Sie überwiegt
Siegt.

Nie sah ich die Menschheit
Einig unter sich
Und man sagt, ich habe schon mehrmals gelebt
Seit Urzeiten mal hier
Mal dort
In vielen Menschenherzen, ewige Kultur

Immer gab es einen Grund,
Zwiezuspalten
Und das Miteinander immer wieder
Neu zu gestalten.

– Che Chidi Chukwumerije.