FINDE TÄGLICH DEINEN MOMENT

Inmitten des Lärms
Finde ich einen schweigsamen Ort
Tief in mir. Achte nicht auf meine Worte,
Folge meinen Augen und triff mich dort.

Ein Moment genügt, um Dich zu finden.
Um mich zu finden, musst Du Dich finden.
Um Dich zu finden, musst Du den Lärm überwinden.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SCHWEIGSAMKEIT

Ich sterbe den Tod der Worte
Wenn die Empfindungen eine Tiefe streifen
Jenseits der verbalisierbaren Innenorte.
Nur die Schweigsamen werden mich begreifen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DEINE WORTE BERÜHREN

Deine Worte berühren meine Haut
Doch Dein Schweigen geht tiefer
Deshalb werde ich, wenn die Welt schweigt, laut.

Du wächst aus meiner Seele heraus
Wie Dreadlocks, wie Gedanken, wie Unkraut
Geperlt mit den Tränen meines Morgentaus.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MEIN SCHWEIGEN

Mein Schweigen
Ist ein Loch, in das
Deine Worte verschwinden

Ist weiche Erde
In die sie wie Saatgut eindringen
Meine Seele schwängern
Meine Blumen blühen lautlos
Hell wie Glocken

Mein Schweigen ist eine Leere
In die Deine Angriffe sich verlieren
Und Du wartest und wartest und wartest
Vergebens auf meine Wut.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DER SCHWEIGSAME

Wenn Worte Schweigen beschreiben könnten
Hätte Schweigen keine Daseinsberechtigung mehr
Nur Schweigen entspricht Schweigen

Nur der Gesprächige in mir schreibt Gedichte
Der Schweigsame äußert sich nie
Egal wie viele meiner Worte Du liest
Wirst Du mich nur zur Hälfte verstehen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

JEMANDEN ZU VERSTEHEN

Es ist schwer
jemanden zu verstehen
der mit Worten schweigt
und mit Schweigen redet

Ich engagiere mich in der Politik
Auch wenn ich weiß, daß
die Politik die Menschheit nicht retten wird.

Ich zeige meinen Kindern den Weg
Auch wenn ich weiß, daß
sie ihren eigenen Weg gehen werden.

Ich arbeite für Geld,
auch wenn ich weiß, daß
Geld mich nicht glücklich machen kann.

Ich folge Regeln und Gesetzen,
auch wenn ich weiß, daß
sie dem Menschengeist nicht wirklich entsprechen.

Und wenn ich mit Dir schweige oder rede
und Du denkst, daß ich schweige oder rede
dann fühle ich mich noch einsamer als je zuvor
auch wenn ich weiter rede oder lächele oder schweige.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

LAUT GEDACHT

Wieder ist laut die Nacht
und lauter ich
Ein Schreiwettbewerb
doch sonderlich
Laut jedem Beobachtenden
schweige ich.

Der Nacht ihr treues Spiegelbild.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

VERINNERLICHEN

Ich könnte Dir alles sagen
Du würdest trotzdem nichts sehen
Wo meine Worte fallen im Garten der Ideen
Außer Fragen, die klagen im Magen

Deshalb sage ich nichts
Damit Du in meinem Schweigen mich hörst
Denn sollte ich sagen: Du störst
Störte ich Dein Verinnerlichen meines Gedichts.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MEINE MASKEN

Mein Herz genanntes Erz
Mein Stärke genannter Schmerz
Mein Ernst genannter Scherz
Meine Schweigen genannte Terz.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

UNGEHÖRT

Ich weiß nicht warum ich schweige
Mein Herz schreit
Wieso kann das keiner hören?
Ich habe nun Mitleid
mit Geistern, die ohne zu stören
einsam Abschied nehmen und aufsteigen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung