Wie Worte überleben Wie sie Schweigen überdauern Und wieder auftauchen Wie U-Boote, wie sie lauern Bis Herzen sie wieder brauchen Um sich gegenseitig zu vergeben. Wie Worte hartnäckig überleben Geformt als Texte mit festen Bedeutungen Halb-geformt als im Blut gefühlte Gedanken Ungeformt als feine Kern-Empfindungen, Wie altes Geld in und aus alten Banken Ihr Reichtum irgendwann wieder - und weiter - geben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Versprechen
DIE HOFFNUNG
Du bist mir ein Versprechen ich Dir eins die wir lösen müssen, ehe wir sterben Und die Reise war ein Pflanzen ein Bangen, ein Pflegen, ein Warten durch die heiteren Tage und die herben Und die Hoffnung ist, daß die Ernte die selbstlose Liebe sein wird und die soll unsere Kinder erben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MITMACHEN UND MITLACHEN
Einst sprachen sie die gleiche Sprache
Dachten sie, und dachten es die gleiche Sache
Und versprachen sich gegenseitig treue Wache
Über ungleiche Sachen in einheitlicher Sprache…
– jetzt schwören sie Rache.
Mitmachen und Mitlachen und davon das Mehrfache
Ist noch lange keine einheitliche Aussprache
Über gleich Gedachtes über die gleiche Sache.
Und jetzt schwören sie Rache.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
ICH KOMME ZURÜCK
Der Strand ist ruhig
Das Meer nicht
Aus wessen Sehnsucht
Wurde es geboren?
Die Palmen winken
Dem Sonnenlicht
Zu tief getaucht
Ich bin verloren
Ferne am Horizont
Ohne Aussicht
Auf Liebe oder Land
Hast Du dennoch meine Ohren…
Ich höre Deine Einsamkeit
Die der meinen entspricht
Höre, wie Du den Eid wiederholst
Den wir zusammen geschworen.
– Che Chidi Chukwumerije.
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung.
ERTRAG
Ein gesprochenes Wort
Soll wie eine reife Frucht sein
Die fallen muß –
Ansonsten
Halte es noch eine Weile zurück
Und warte, wie es Bäume tun.
Durch Sturm und Wind
Zu Boden gerissenen, unreifen Früchten
Trauern wir immer nach
Selten
Geben sie auch einen Samen frei
Der keimen wird. Keimen kann.
Schwer wiegen
Leicht wiegen
Gesagt ist gesagt.
Schweigen ertragen
Alles Saat hat seine gute Zeit
Zum Ertragbringen.
Ohne Winter
Kein Frühling, kein Sommer
Ohne harren, kein Herbst.
– Che Chidi Chukwumerije.
WORTBRUCH
Manches Schweigen
Sehnt sich danach
Gebrochen zu werden
So flehte lautlos die Nacht
Atemlos, pausenlos, wortlos…
Doch blieb fern der ersehnte Einbrecher.
Nein, fern blieb er nicht
Nur lautlos, pausenlos, atemlos
Brach er sein Wort.
– Che Chidi Chukwumerije.
UMBLÄTTERN
Hat ein Lächeln
Ein Verfalldatum?
Jeder Blume
Ist einst die Zeit um.
Wird der Herbst verschließen
Die Blume, die Sommer uns geliehen?
Oder wird der Spätling sie
Blatt um Blatt ausziehen?
Wie lange hält das Gedicht
Es aus in seinem Grab?
November wartet um die Ecke
Und er reißt allen die Masken ab.
Die Blumen winken und scheiden
Unserem Mond entziehen sich die Gezeiten
Nur das Lächeln, das wird bleiben
Als Erinnerung an alte Zeiten.
– Che Chidi Chukwumerije.
