Täglich dichten hat mir beigebracht, egal wie schön der Tag war oder die Nacht, mich zwingen zu können, Gestern zu beenden, mich der Rätsel widmen von Heute ausgedacht, den Empfindungen, die heute in mir trenden. Gestern verlassen fällt mir täglich heute schwer, bringt mir doch der Tag jeden Tag immer Mehr, mehr von mir, und mehr von Weniger von mir, häufig war ich zum Tagesende völlig leer des Alten, und voll mit neuem Lebenselixier. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
zeit
ZEITEN UMSTELLUNG
Eine Stunde geht auf Reise Wieder die verlorene Stunde Ein Gast ohne Heimat dreht wieder suchend seine Runde Unentschlossen über Haben oder Sein Ungeschlossen wie der Menschheit Wunde. Die Zeiten verändern sich Die Gewissheit ist in aller Munde. Die Ungewissheit schneidet Kehlen, spaltet Zungen, sprengt Bunde. Während die Stunde immer näher kommt, jede Minute, jede Sekunde. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZÖGERN
Es gibt immer einen Moment, wo es hätte sein können. Wenn einer zögert, verlieren zwei.
Es gibt immer eine Phase: Du unentschieden zwischen zwei Menschen. Wenn einem klar wird, gewinnen drei. Und wenn der Frühling kommt, wird der Sommer als Kind geboren. Und erneut wiederholen sich alle vier.
Wo warst Du, als Du und ich einander trafen im Was hätte sein können? Denn Du warst nicht hier.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIEDER HOLUNG
Ein Tag, so kurz,
ist größer
als die meisten Menschen wissen
Mein ganzes Leben
spielt sich jeden Tag im Kreise ab
Ich erlebe es in meinem Empfinden
und Gewissen
Die fehlenden Lächeln, blicklos –
Die Vorurteile, wortlos –
Die endlose Liebe zu den unmöglichsten Menschen
und bizarrsten Dingen – und Dich
werde ich immer vermissen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KINDERSTIMMEN
Kinderstimmen
Ein paar Stunden abends
bevor sie ins Bett verschwinden
Kinderstimmen
Ein paar Jahre eilends
bevor sie aus dem Haus ausziehen
und als Erwachsene zu sich finden
Kinderstimmen
stehend bleiben nirgends –
Dein Herz ist ein Schlafzimmer
Es war einmal ein Kinderspielzimmer –
Kannst Du des Kindes Stimme noch empfinden?
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NICHT DER ERSTE DEZEMBER
Ich frage mich,
wie die Natur das immer macht,
wie die Zeit das jedes Jahr schafft,
ohne Unterlass:
schneller als ich mich verändern kann,
früher als wahrgenommen und erwartet,
der Dezember ist wieder da.
Das waren keine Monate,
die ihm vorausgegangen sind…
waren keine Jahreszeiten.
Das war mein Leben,
das gelebte und das nicht gelebte,
das tief und das oberflächlich erlebte,
und es kommt nie wieder zurück.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERLEBEN
Es dauert nur einen Augenblick
Und es war Dein Leben
Es dauert Dein ganzes Leben lang
Und es war nur ein Augenblick.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

TAGE SIND TAUSEND JAHRE
Der Tag ist so groß,
zeiträumig so groß
Ich verliere mich ständig unterwegs
von Morgen bis Abend
Und weiß am Ende des Tages nicht mehr
wer ich am Anfang war –
Der Tag verändert den Tagträumer
Läßt unverändert den Tagversäumer
Morgenstund hatte viel im Munde
Jede weitere Stunde war mal Wunde,
mal große große Empfindungsrunde,
mal Freude,
beinhaltete immer Bewegung im Grunde.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIR SIND DRAN
Dieser Moment
Wenn der Pfad würgt…
Wenn die Brücke
mit einem Fragezeichen im Gesicht
stehen bleibt…
Wenn heute unruhig wird, denn
es wurde noch nicht geschwängert
von Dir mit Morgen…
Wenn die Wand fällt, denn sie war eine Illusion
und dahinter… nichts steht…
Wenn Du nach Deinen Anführern und
Deinen Wegweisern suchst, aber
es steht keiner mehr vor Dir…
Dieser Moment,
Wenn Du realisierst, daß
es nun an Deiner Generation liegt,
die Zukunft der Menschheit zu bestimmen –
das nächste Kapitel einer jahrtausendelangen Geschichte
zu schreiben –
die Weiterentwicklung unserer Zivilisation zu sichern.
In diesem Moment wirst Du
zum ersten Mal richtig geboren.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ALLES IST NICHTS
Du musst die Zeit haben
Um die Zeit zu vertreiben
Du musst die Leere in Dir tragen
Um Dich an der Leere zu zerreiben
Du musst die Liebe spüren
Um die Liebe zu hassen
Du musst zu Deinem Schmerz gehen
Um Deinen Schmerz zu verlassen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
