Eines Morgens wird unsere Sonne aufgehen und unser bisheriges Leben mit seinen Freuden und Sorgen wird wie tiefe Nacht aussehen. Wir werden versuchen, vergebens, uns an die Schritte zu erinnern, die wir und die Nacht gegenseitig in und durch einander machten - Aber nun sind sie wie in Träumern begraben, unbegreifbar hier jenseitig der Grenzen, die wir uns einst ausdachten bevor wir aufwachten. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
aufwachen
NEUER TAG, NEUE HOFFNUNG
Ein Hahn kräht
Im Dämnertal des Erwachens
Ich liege, wach, im Bett
Und träume, der Hahn hätt gekräht
Vielleicht sind es meine Empfindunen
Die ich jeden Morgen aussende
Mit einem inneren Schrei der Hoffnung.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
MORGENDLICHER REGENGESANG
Der Regen hat angefangen
zu trommeln
und beim Trommeln tanzt er
Morgendliche Tanzschritte
führen meine Ohren aus der Mitte
meines Traums
bis ans Fenster meines Schlafraums
hinter dem Vorhang
Regengesang.
Und als der Regen die Erde leckte
stieg der Geruch der Erde und er weckte
irgendwo in der Nachbarschaft
eine leise Stimme mit sanfter Kraft
Regnerische Morgenritte
Lauter werdend „ja, bitte, bitte…!“
Die Brise hat angefangen
zu atmen
und beim Atmen seufzt sie und flüstert mit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
MORGENLIEB
Wir lagen da
wie zwei schöne Gefühle im Magen
und weilten in tausend endlosen Tagen
an einem Morgen
heute Morgen
bis der Morgen sachte vorbei war
auf einmal es war
– Che Chidi Chukwumerije (09.02.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
TRAUM
Denn das Schweigen war eine Strasse
Die führte mich durch den Wald
Durch die Nacht genannte Gasse
Auf jedem Schild stand geschrieben: „Bald.“
Dann kamst du herein ins Schlafzimmer
Wo ich lag und atmete kaum
Küsstest sachte mich wie immer
Und ich erwachte aus meinem Traum.
– Che Chidi Chukwumerije.
VERLANGEN
Der neue Tag ist eingebrochen
Er kann nicht länger warten
Der Regen, den ich nachts gerochen
Erfüllt ihn mit Erwarten
Du merkst, wie er sich Mühe gibt
Die Führung zu übernehmen
Merkst auch, dass ihm dies nicht gelingt
Fängt an, sich leicht zu schämen
Ein rötlich Färben streift seine Wangen
Er zittert unbewusst
Eine Gänsehaut, ein dumpfes Verlangen
Ergreift seine Brust
Denn der Regen, der die Nacht
Enthäutete wie einen Lauch
Führt weiter mit seinem Liebesakt
Er will den Tag auch.
– Che Chidi Chukwumerije.
AUFWACHEN
Gestern war’s Hoffnung
Heute Schmerz – oder war’s Reue?
Vorgestern ein Anflug von Panik
Am Morgen davor eine stille, fast traurige, Freude
Dann gab’s just letzte Woche
Jenen wunderbaren Morgen wortloser Gedichte
Wunderbar eben weil
Mein Herz gefüllt war mit Wunder, mit Licht
Im Augenblick des Aufwachens
Übermannt mich stets irgendeine klare Empfindung
Ich liege da und fühle in mir ausklingen etwas
Von dessen Ursprung ich keine Ahnung hab
Doch du bist da mein Ruhepol.
Ein Blick von dir, ein Lächeln, dein Atmen, ein Wort
Deine Stimme ist die Versicherung der Normalität
Beruhigt sanft mein wildes Herz – alles wird gut.
– Che Chidi Chukwumerije.
WANDLUNG
Die Liebe ist ein
Schlafwandler –
Du weißt nicht wo
Du hin gehst, überhaupt daß
Du hin gehst
Trotzdem folgst Du ihr
Vertrauensvoll und blind und wunderst Dich beim
Aufwachen, wie weit
Wie unglaublich weit sie Dich, sie uns,
Gebracht hat.
Was machen wir jetzt?
– Che Chidi Chukwumerije.
