UNSERE GEDANKEN

Meine Gedanken
Deine Gedanken
treffen sich im Garten der Gedanken
vereinigen innig sich
werden unzertrennlich
während Du und ich in unseren Leben
einander nicht kennen oder wahrnehmen.

Deine Gedanken
Meine Gedanken
treffen sich im Garten der Gedanken
treiben aneinander vorbei
spüren keinerlei Gleichart dabei
während Du und ich in unserem Leben
zusammen lebend aneinander kleben.

Ach!, die Welten die unsere Welten tief trennen!
Ach!, die Welten die unsere Welten zusammenklemmen!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ERKENNTNISSE EINES HERUMREISENDEN

Wir gehen runter
und tauchen auf -
Jede Altstadt wird bunter
beim neuen Umlauf.

Die Strassenstimmen
in unterschiedlichen Sprachen -
Und dennoch, sie stimmen,
ob sie weinen, ob sie lachen,

stimmen sie überein
mit allen Strassenstimmen weltweit.
Die innere Stimme ist niemals allein
Inmitten der Menschheit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

UNIFORMEN

Die Uniformen
Verdecken die Unterschiede lang genug
Bringen ihre Träger einander nah genug
Um die Unterschiede klar genug zu sehen
Jetzt sind sie fassbar genug zu verstehen
Hinter den Normen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung 

GLEICHARTIGKEIT

Wie definiert man Gleichart?
Sind Steine und Worte gleich hart?
Sind Kinder und Pfeile, á la Kahlil Gibran,
ähnlich Wirkende im Lebensplan?
Wie erkennst Du eine Dir ähnliche Seele?
Gleiche Schmerzen oder gleiche Ziele?
So unterschiedlich Winter und Sommer sind,
so ähnlich sind Herbst und Frühling.
Auch wenn der eine die Blätter verliert,
mit denen der andere den Wald dekoriert,
färben sie beide meine Empfindungswelt
auf einer Art, die mein Gemüt erhellt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

PERSPEKTIVE WECHSELN

Die Größe des Geistes zeigt sich darin,
Gleichart im Menschsein erkennen zu können.
Auch wenn im Moment anscheinend Wahnsinn
herrscht, diesen Gedanken werd ich mir gönnen:
Perspektive wechseln, es gibt auch Gewinn
im Schmerz, dem fast bodenlosen Brunnen,
aus dem wir schöpfen neuen Lebenssinn.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MEIN WIR

Die Wir Frage
Wie eine Nachtblume
Wächst und wächst und wächst in mir -
Bruder, wo ist Dein Wir?

Ist es eine Erweiterung deren Wir?
Oder liegt es jenseits dessen?
Das Wir, das Ihr gemeinsam aufbaut,
Bist Du ein Teil von ihm?
Bruder, wer ist Dein Wir?

Ist es Mensch oder Sache?
Hat es Abstände und Abteilungen inne?
Ein Wir unter uns und ein Wir nebeneinander?
Geht es von mir aus oder wartet es auf mich?
Ergänzen oder spiegeln wir uns?
Bruder, was ist Dein Wir?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE SELBEN SCHMERZEN

Sonderbare Welt
Wo jeder Mensch den anderen
Für einen Fremden hält

Wortlos an einander vorbei gehen

Ohne zu entdecken
Daß sie alle die selben Schmerzen
In sich verstecken

Selbst wortlos würden sie sich verstehen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ANZIEHUNG DER GLEICHART

Zögernd
Wie eine Maus aus ihrem Loch
Wagt die Menschheit sich
Aus Ihrer Mentalität des Gespaltenseins
Heraus - Wagt es sich, es sich vorzustellen
Daß es möglich ist, sich zu begegnen
Enger mit sich selbst in Harmonie
Zu leben.

Und dennoch, egal wie eng
Die Menschen sich an einander schmiegen
Oder gerade deshalb…,
Suchen sie in ihren kleinen Gruppen
Und kleinen Räumen
Um so mehr die Gesellschaft der Gleichart.
Frag mich nicht, was Gleichart ist -
Entscheide Du selbst, was Du wirklich bist.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

VERLANGEN NACH GLEICHART

Von Weitem gekommen
Nicht weit gekommen
Nie ganz angekommen

Den einsamen Weg genommen
Das Fremde angenommen
Keiner hat’s mir abgenommen

Wir sehen doch, was Du bist
Alles andere, was Du auch bist
Ist für uns nur eine List

Wir sehen doch, wie fremd Du aussiehst
Alles Vertraute, was Du auch versprühst
Ist ja weil Du uns verführst

Weiter gegangen
Nicht weit genug gegangen
In Richtung Deinem und meinem Verlangen

Im Nirgendwo gefangen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ANDERE LÄNDER, GLEICHE SITTEN

Die Welt besteht aus Wiederholungen
meiner Wohnstadt
mit unterschiedlichen Schattierungen.
Kein Ort hat
Menschen, die nicht nach selbem Schema
lieben und leiden und lügen,
als wären unsere Geister von einem Thema
lediglich Auszügen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung