ZARTE DÄMMERUNG

Morgendämmerung
Vögeldämmerung
Gesangsdämmerung
Durch das offene Fenster
steigt der Morgen in mich ein
Angenehm kühle Luft
Vogelgesang und ein schmaler Schlitz
von diesem sanften zarten schwachen Blau
das bald verschwinden wird
wie ein Traum.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ANFANG SEPTEMBER

Ein Hauch von Herbst
Ein erwachender Durst
nach Herbem, nach Erwachsensein.

Die Natur lacht noch mit Sommeraugen
Doch morgens früh wenn sie atmet
Spüre ich schon den nebligen Herbstodem.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

HEUTE NUR HEUTE

Morgen ist schwanger,
Schwanger mit Gestern
Und mit Übermorgen

Nur Heute wird Morgen fehlen
Denn er ist schon da
Und kommt nimmermehr zurück.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GESTERN

Mit einem lauten Schrei
Sprang die Morgensonne auf die Welt
Kletterte schnell über die Berge
Flog hoch in die Luft
Lachte, lachte
Und sank wie ein Stein
Die Hitze atmete endlich im Dunkel auf
Und es war Morgen und es war Abend
Und der Tag war geschafft.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NEBELTAL

Nebental
Spiegelst das All
Ohne Schall
Und ohne Widerhall.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NEUER TAG, NEUE HOFFNUNG

Ein Hahn kräht
Im Dämnertal des Erwachens
Ich liege, wach, im Bett
Und träume, der Hahn hätt gekräht
Vielleicht sind es meine Empfindunen
Die ich jeden Morgen aussende
Mit einem inneren Schrei der Hoffnung.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

MORGENDLICHER REGENGESANG

Der Regen hat angefangen
zu trommeln
und beim Trommeln tanzt er

Morgendliche Tanzschritte
führen meine Ohren aus der Mitte
meines Traums
bis ans Fenster meines Schlafraums
hinter dem Vorhang
Regengesang.

Und als der Regen die Erde leckte
stieg der Geruch der Erde und er weckte
irgendwo in der Nachbarschaft
eine leise Stimme mit sanfter Kraft
Regnerische Morgenritte
Lauter werdend „ja, bitte, bitte…!“

Die Brise hat angefangen
zu atmen
und beim Atmen seufzt sie und flüstert mit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

DIE LETZTE STUNDE DER NACHT

Jener Moment
kurz bevor Dir die leichte Vorahnung dämmert
der baldigen Ankunft morgendlicher Dämmerung…

Hat die Empfindung einen Geruchssinn?
Wiese rieche ich, wo es keine gibt –
Wieso?

Der Tag ist wie ein Gedanke
der Dich aufsucht und lange heimlich umkreist,
leicht spürbar, bevor er Dich erhellt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

HEUTE VOLL AUSSCHÖPFEN

Ich frage mich immer heute:
Was werde ich morgen wünschen,
ich hätte es gestern erkannt?

Auch diese Frage gehört den Wünschen,
von denen ich denke, heute:
Mensch, hätte ich sie nur gestern erkannt.

Denn heute hilft sie mir,
morgen immer weniger zu überlassen
was ich gestern hätte haben können.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

MELODIEN UND MUSEN

Hin und her die Uhr
Hoch und runter Vogelgesang
Hart und weich das Herz
Schnell und langsam der Atem
Tief und flach die Gedanken
Stark und sanft der Wind
Lang und kurz der Morgen
mit seinen Melodien und Musen
und Melancholie und mir.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung