Es rührt sonderbar zu sehen
Eine hübsche traurige Frau
Hinter ihr bereits zwei Ehen
In der dritten sitzt sie zur Schau
Ich beobachte sie nachdenklich
Wie sie an ihrem Tisch sitzt alleine
Unsere Augen, ab und zu, treffen sich
Ihre sind nachdenklicher wie meine
Sie hat die Jahre gut überstanden
Der Schmerz hat sie fesselnder gemacht
Doch sicher, das “Warum” hat sie nie verstanden
So selten wie sie heute noch lacht
An meinem Tische unterhalten sich
Meine guten Kumpel mit ihrem Ehemann
Er will bleiben und tanzen feierlich
Was sie will, wird nicht kundgetan
Lebhafter wird die Veranstaltung
Immer mehr Leute, Musik, Essen, Bier
Sie beachtet alles mit Zurückhaltung
Und tauscht immer wieder einen Blick mit mir
Ihre Schönheit ist atemberaubend
Aber die hat sie nie wahrgenommen
Nach dem Sinn des Lebens verlangend
Hat sie den Lebensberg stets rastlos erklommen
Kurz nur blieb sie noch sitzen
Während andere tanzten wild und schräg
Und als auch ich anfing, zu schwitzen
Schaute ich ‘rüber und sie war weg.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
